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Archiv-Artikel

Metallarbeiter nach Tarif verliehen

In Bocholt dürfen seit gestern Unternehmen ihre Arbeitnehmer untereinander tauschen. Die IG Metall unterzeichnete mit örtlichen Arbeitgebern einen entsprechenden Tarifvertrag. Sieben von 35 Metall-Unternehmen machen mit

BOCHOLT taz ■ In Bocholt gilt seit gestern ein Tarifvertrag, der den Austausch von Mitarbeitern unter den beteiligten Firmen vorsieht. Es ist der dritte Modelltarifvertrag im Metall verarbeitenden Gewerbe dieser Art in Nordrhein-Westfalen. In der Region um Bocholt, Isselburg, Rees und Emmerich sind acht Betriebe und über 4.700 Metallarbeiter betroffen. Der neue Tarifvertrag wurde zwischen der Bocholter IG Metall und dem Unternehmerverband der Metallindustrie Ruhr-Niederrhein in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Betrieben ausgehandelt.

Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite erhoffen sich von der neuen Regelung weniger Kurzarbeit und kürzere Einarbeitungszeiten für die verliehenen Arbeitnehmer, da alle beteiligten Unternehmen aus der gleichen Branche sind. Der erste Bevollmächtigte der IG-Metall in Bocholt, Heinz Cholewa, sagt: „Wir können Kurzarbeit vermeiden, dadurch gibt es auch weniger Angst um die Arbeitsplätze.“ Die IG Metall sieht vor allem Vorteile bei der Beschäftigungssicherung. „Bevor es zu Schwierigkeiten kommt, könnte eine betroffene Firma bei anderen Unternehmen nachfragen“, sagt Cholewa. In solch einem Fall werde dann gemeinsam nach Kapazitäten gesucht, die mit einem Mitarbeiter besetzt werden könnten, sagt der IG-Metall-Mann.

Es könne aber niemand gezwungen werden, die Firma zu wechseln, sagt Cholewa. „Dieses Modell ist auf Motivation aufgebaut“, sagt er. Genau deshalb, da ist sich Cholewa sicher, werde es auch gut funktionieren. Denn wenn die Einsicht bei den Beschäftigten da sei, gebe es auch den Wunsch zu helfen. Zudem werde bei den Unternehmen fast überall die gleiche Technik eingesetzt, „das kennt der Arbeitnehmer alles“, jeder bleibe innerhalb der Branche, sagt Cholewa.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands der Metallindustrie Ruhr-Niederrhein, sagt: „Die jetzt gefundene Lösung ist für die Unternehmen viel günstiger als die Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen“. Die Tarifregelung mit der Gewerkschaft sei binnen acht Wochen zustande gekommen. Und: „Ich hoffe, dass sich noch weitere von den 35 Metall verarbeitenden Firmen der Region Bottrop diesem Vertrag anschließen.“ Das gebe noch mehr Flexibilität zum Arbeitnehmerverleih. Schon jetzt ist die Schikane für den Metaller gering: Wer älter als 55 Jahre alt ist, muss nicht mehr wechseln und die Fahrzeiten zu den beteiligten Firmen sind kurz. „Im Extremfall fahren sie eine halbe Stunde“, sagt Schmitz. ELMAR KOK