piwik no script img

Merkwürdige Zuckungen

■ Im Lichtmeß-Kino laufen Kurzfilme zum Thema Körper

Dorit Kiesewetter und Carsten Knoop zählen auf: Finger, Augen, Zähne, Köpfe, Bäuche, Hintern, Pimmel. Über jeden dieser Körperteile und noch über einige mehr wollten sie einen Kurzfilm in das Programm bringen. Vollständigkeit zu erreichen ist ihnen nicht ganz gelungen. Aber einige Höhepunkte und einige nicht ganz so hohe Punkte des Filmschaffens, die sich irgendwie mit dem gestellten Thema Körper in Beziehung setzen lassen, hat die Lichtmeß-Crew ausgegraben, und so kann heute und morgen um 21 Uhr wieder ein Warnix-Machtnix-Kurzfilmabend über die Leinwand flimmern, diesmal unter dem Titel Corpus Delicti.

Filme über Körper, das hört sich ein wenig strukturalistisch an, sagt Carsten Knoop, aber so ist es nicht. Es sind einige ziemliche Knaller darunter, andere Filme nähern sich dem Thema sehr künstlerisch. Was wir ihm beides aufs Wort glauben. Zu den Höhepunkten gehört mit Sicherheit das sechsminütige Video Akt Inge – Für Franz, das Porträt eines weiblichen Aktmodells, das nach üblichen Maßstäben die Pensionsgrenze längst überschritten hätte, es ist 74. Um einen anderen Film zu erklären, verfallen Carsten Knoop und Dorit Kiesewetter plötzlich in merkwürdige Zuckungen. Es geht um Dirk Oetelshovens Jim Knopfs neue Abenteuer, wo sich die Schauspieler wie die an Fäden gezogenen Marionetten der Augsburger Puppenkiste bewegen, was die beiden Lichtmeß-Vertreter recht gut vorführen können. Weiteres Highlight: der Film Pickelporno, der mit Makroaufnahmen vom menschlichen Körper brilliert.

Übrigens ist dieses Jahr noch die Finanzierung vom Lichtmeß gesichert, auch wenn die Cineasten-Initiative 1995 von der Kulturbehörde keinen mit Geld verbundenen Kinopreis verliehen bekommen hat wie 1993 und 1994. Nächstes Jahr sieht es schon anders aus. Aber Dorit Kiesewetter ist nicht bereit, in den laufenden Journalistenkugelschreiber zu klagen: „Wir hassen Larmoyanz.“ Mit ungefähr 1000 Mark Förderung im Monat käme die Crew, ergänzen wir, übrigens ganz gut über die Runden. drk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen