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Menschenverachtend

Betr.: „Der 11. September war nur Vorwand“, taz vom 23.5.

Die Kungebung am Mittwoch, 22. Mai, anlässlich des Bush-Besuches in Berlin hat mich persönlich sehr betrübt. Nicht, weil es keine Gründe gäbe gegen die amerikanische Politik zu protestieren. Allerdings kann es nicht angehen, dass der Vertreter der MLPD zur Einführung in diese Veranstaltung äußert, dass „die Anschläge vom 11. September nur ein Vorwand“ gewesen seien, einen imperialistischen Angriffskrieg zu führen. Das muss zynisch und menschenverachtend erscheinen für die Opfer und deren Angehörige der Terroranschläge in New York und Washington. Darüber hinaus fehlte jedweder alternative Ansatz, wie mit dem internationalen Terrorismus umzugehen sei. Argumentiert wurde aus der moralischen Kuschelecke heraus, dass man ja selbst ein anderes System wolle und erst wenn der Kapitalismus und die USA besiegt seien, würde die Welt wieder gut. Wie befreit dieser Ansatz von der Last des Nachdenkens. Ein bitterer Beigeschmack bleibt. Es gibt viele Menschen in diesem Land und in dieser Stadt, die der US-Politik kritisch gegenüberstehen. Mobilisieren wird man sie durch den Austausch solchen Zynismus und wilder Verschwörungstheorien nicht. Die Bewegung wird klein bleiben – und das ist auch gut so, wenn sie sich nicht erneuert.

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