: Menschenkette auf dem City-Ring
■ Am 10. Mai Protestaktion gegen Schließung des City-Rings/ 10.000 Menschen müßten kommen
Berlin. Verkehrs- und Anwohnerinitiativen wollen am 10. Mai mit einer Menschenkette gegen die geplante Schließung des Innenstadtringes protestieren. Die Kette soll sich an diesem Sonntag über den gesamten Ring, der neun Innenstadt-Bezirke miteinander verbindet, ziehen. Etwa 10.000 Menschen müssen sich an der Aktion beteiligen, damit die Kette geschlossen werden kann.
Die Initiativen wenden sich gegen eine Schließung des Ringes, weil Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) bisher keine schlüssigen Verkehrskonzepte vorgelegt habe, sagte gestern Stephan Gunkel von der Grünen Liga. Der Senator verspreche zwar die Verkehrsberuhigung innerhalb des City-Ringes — Mitte, westliches Friedrichshain sowie der südliche Teil von Prenzlauer Berg —, aber könne nicht erklären, wie er das erreichen wolle. Nach Schätzungen der Verkehrsinitiativen wird mit der Öffnung der Oberbaumbrücke und der Schließung des Ringes an der Bernauer-/Invalidenstraße auf dem Ring so viel Individualverkehr fließen wie jetzt auf der Entlastungsstraße: 60.000 bis 80.000 Autos und Lastwagen. Derzeit werde die Warschauer Straße von rund 20.000 und die Dimitroffstraße von 30.000 bis 60.000 PKWs und LKWs benutzt.
Stephan Gunkel von der Grünen Liga befürchtet deshalb, daß auf dem City-Ring die Schadstoffbelastung erheblich zunehmen wird. Schon jetzt wird nach einer Studie der Umweltverwaltung bei 70 Prozent aller Hauptstraßen innerhalb des S-Bahn- Ringes der europäische Alarmwert für Stickoxide überschritten.
Die Fraktion Bündnis 90/Grüne unterstützt den Protest gegen den City-Ring und veranstaltet zwei Tage zuvor, am 8. Mai, ein »internationales Verkehrsforum«. In der TU wird die Münchner Bürgermeisterin Sabine Csampai erläutern, warum München von dem Ausbau der Innenstadtringe abgerückt sei, kündigte Michael Cramer als verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion an. Hermann Knoflacher, Professor für Verkehrsplanung an der Uni Wien, wird die Verkehrspolitik der EG und die Auswirkungen auf Länder, Städte und Gemeinden verdeutlichen. An dem Forum nehmen auch Regierungsvertreter aus Brandenburg, Bremen, Frankfurt und dem niederländischen Groningen teil.
Den Berliner Verkehrssenator bezichtigte Michael Cramer der Lüge. Obwohl Haase den Verkehr innerhalb des City-Rings zu 80 Prozent auf Bus und Bahn und nur zu 20 Prozent auf Autos und Lastwagen verteilen wolle, halte er es nicht für nötig, neue Straßenbahn-Linien auch parallel zu U-Bahnen einzurichten. Wer aber 80 Prozent aller Verkehrsteilnehmer mit dem Öffentlichen Nahverkehr bewegen wolle, müsse das Angebot von Bus und Bahn versechsfachen. Da seien sogar zwei oder drei Tram- Linien parallel zur U-Bahn notwendig, sagte Cramer. Dirk Wildt
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