: „Menschenhändler“ in Untersuchungshaft
■ Drei Beschuldigte sollen mehrere Frauen mit Gewalt zur Prostitution gezwungen haben
In einem Ermittlungsverfahren wegen schweren Menschenhandels, Zuhälterei, Vergewaltigung, Förderung der Prostitution und anderem konnten jetzt durch eine konzentrierte Aktion zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei die Untersuchungs-Haftbefehle gegen zwei Beschuldigte vollstreckt werden. Das teilte gestern die Bremer Staatsanwaltschaft mit. Dabei wurden Privat- und Geschäftsräume der mutmaßlichen Täter sowie vier „Modellwohnungen“ aufgrund vorliegender Beschlüsse durchsucht und Barvermögen der Beschuldigten beschlagnahmt. Ihnen und einem weiteren Beschuldigten wird vorgeworfen, in Bremen mehrere „Modellwohnungen“ zu betreiben, in denen Frauen, die fast ausschließlich aus osteuropäischen Ländern stammen, gezwungen werden, der Prostitution nachzugehen.
Die Frauen wurden von den Männern entweder direkt bei örtlichen Schleusern „bestellt“ oder von hiesigen Schleuserorganisationen „abgekauft“. Anschließend wurden sie in die angemieteten und für die Ausübung der Prostitution ausgestatteten „Modellwohnungen“ gebracht, um dort der Prostitution nachzugehen, wobei die Frauen „der täglichen Einwirkung durch die Beschuldigten ausgesetzt waren“, so die Staatsanwaltschaft. Je nach Einzelfall wurden die Frauen zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution durch schwere Sexualstraftaten oder durch Körperverletzungen genötigt und bei der erzwungenen Ausübung der Prostitution überwacht. Der gesamte Dirnenlohn wurde ihnen abgenommen.
Den Frauen, die aus eigenem Entschluss als „Sextouristinnen“ nach Bremen gekommen waren, wurden die „Modellwohnungen“ von den Beschuldigten zum ausschließlichen Zweck der Prostitutionsausübung zu einer weit überhöhten Tagesmiete von 100 bis 150 Mark zur Verfügung gestellt. Die Miete wurde von den Beschuldigten täglich kassiert.
Die bei den Durchsuchungen in den „Modellwohnungen“ bei der Ausübung der Prostitution angetroffenen weiblichen Opfer, die aus Ungarn, Litauen, Russland und der Slowakei kommen, wurden wegen des „Verdachts des illegalen Aufenthalts und der illegalen Arbeitsaufnahme festgenommen“ und müssen jetzt mit ihrer Abschiebung rechnen.
taz
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