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Archiv-Artikel

Menschengemachte Gewalt

betr.: „Jetzt hilft auch Bremen“, taz bremen vom 13.01.2005

Was hat die Hilfe für die Flutopfer in Asien mit Präsident Bushs Feststellung zu tun, man hätte im Irak „leider“ nun doch keine Massenvernichtungswaffen gefunden? Die Folgen der Flutkatastrophe für die betroffenen Menschen werden mitgefühlweckend in den Medien dargestellt; die Opfer des Irrtums, der zum Angriff auf den Irak und unter anderem zur Zerstörung der bewohnten Stadt Faludscha führte, werden emotionslos gezählt und, kommentiert mit der Bemerkung eines Soldaten, „sie haben es so gewollt“, medial abgebucht. Nicht mehr das Sein, sondern seine Vermittlung in den Medien bestimmt das Bewusstsein. Die menschengemachte Gewalt des Militärs (oder eines Gerichtsmediziners) wird uns als unabwendbar für die Opfer vorgetäuscht, weil hier nach Verantwortung gefragt werden könnte. Die Naturkatastrophe hingegen kann als „schicksalhaft“ ungehemmt emotional ausgebeutet werden.

MANFRED OSTHAUS, Bremen