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Menschen auf dem AbschlussgottesdienstSingen statt streiten

Am Sonntag endete der Kirchentag. Beim Abschlussgottesdienst wurde die Veranstaltung in höchsten Tönen gelobt. Doch was nehmen die Besucher von der Zeit tatsächlich mit?

Ein letztes Mal singen: Besucher des Abschlussgottesdienstes. Bild: dpa

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6 Kommentare

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  • B
    Britta

    Mit ein bißchen Abstand noch eine grundsätzliche Anmerkung zur Kirchentagsberichterstattung: ich finde es erstaunlich, dass die taz (und beispielsweise auch die Süddeutsche) das verstümmelte Bibelzitat, das dieses Jahr das Motto des Kirchentages gebildet hat, wohlmeinend heilte. Der erste Halbsatz "Da wo Dein Schatz ist,..." fehlte doch eigentlich. Das Motto lautete nur: "da wird auch dein Herz sein." Mich stört diese Unvollständigkeit, weil sie für mich Ästhetisierung und Sinnentleerung bedeutet. In den nächsten Jahren müssen wir uns vielleicht darauf einstellen, daß aus dem "Steinbruch Bibel" noch knappere Versatzstücke herausgebrochen werden, so daß das Kirchentagsmotto dann irgendwann aussieht wie ein Gedicht von Ernst Jandl. Ich weiß nicht, warum die Medienleute es den KirchentagsmanagerInnen so leicht machen. Das Versatzstück aus der Bibel hätte man ruhig auch mal so stehen lassen können... Erklärungsbedarf inklusive...

  • HJ
    Hein Jo

    Den Kommentar von Eike kann ich noch ergänzen: Beim Abschlussgottesdienst selbst wurde einmal sehr deutlich kritisiert, dass Flüchtlinge nicht aufgenommen werden, sondern im Meer ertrinken. Dazu gab es starken Applaus, wie mir eine Bekannte erzählt hat, die dabei war.

     

    Ansonsten finde ich es allgemein einen großen Irrtum zu meinnen, dass nur Streit Diskurse voran bringt oder überhaupt etwas ändert. Oft ist gerade Streit eher blockierend.

  • UB
    Ulrike Bickel

    UNSOUVERÄNER LEITARTIKEL ZUM KIRCHENTAG

     

    Werter Herr Cloes, Herr Feddersen und Herr Gessler!

     

    Aus Ihrem Kirchentags-Résumé vom 6.6. (TAZ S. 3) klingt durch, dass Sie

    unter der „bürgerlichen Mittelschicht“ beim „pompösen Christentreffen“

    sehr gelitten haben. Welche Qual!

    Mich stört als Abonnentin und protestantische Christin, dass einzelne

    TAZ-AutorInnen –neben sonst guter politischer

    Hintergrundberichterstattung- immer wieder religiöse Intoleranz und

    emotionale Querschläge gegen Glaubende und Vertreter verschiedener

    Weltreligionen –z.B. auch den Dalai Lama- zu Papier bringen. Das ist

    unsachlich, selbstgerecht und unsouverän.

     

    Ich erlebe seit 1987 den ev. Kirchentag als Ort der respektvollen

    Auseinandersetzung zwischen verschieden Glaubenden, Kulturen und dem

    Ringen um ethische Antworten auf gesellschaftliche Fragen.

    Natürlich stößt manches auf, wenn z.B. Deutschlands derzeit oberster

    Umweltpolitiker 2010 beim ökumenischen Kirchentag zu einer

    Dialogbibelarbeit über Bewahrung der Schöpfung geladen ist und wenige

    Monate später -voraussehbar- die Atomkraftwerkslaufzeiten verlängert. Oder

    strukturelle Anachronismen auf katholischer Seite wie Zölibat, Verbot der

    Priesterweihe von Frauen, Stagnation beim ökumenischen Abendmahl oder

    langes Zögern der Führungsebene, sich für einen Atomausstieg stark zu

    machen. Und ChristInnen sind ebenso wütend über Pädophilie-Skandale

    innerhalb wie außerhalb der Kirche.

    Aber beim Kirchentag treffen sich alle zwei Jahre an der Basis Glaubende

    und Zweifelnde verschiedener Strömungen, die den Dialog über Grenzfragen

    suchen und für sich beanspruchen, dass sie die Gesellschaft mitgestalten

    wollen und von den Regierenden Verantwortung einfordern. Und die einfach

    mal auftanken wollen und sich freuen an Kunst und Musik von Klassik und a

    capella über 5000 BlechbläserInnen bis Rock. Viele dieser Menschen sind in

    ihrem lokalen Kontext in und außerhalb von Kirchen engagiert: musikalisch,

    politisch, ökologisch, theologisch, interkulturell, für Flüchtlinge, für

    Sterbende und Trauernde, für Gerechtigkeit, sowie für Toleranz gegenüber

    verschiedenen sexuellen Orientierungen.

    Unpolitischer Kirchentag? Sie nennen selbst die verabschiedeten

    Resolutionen. Ich nahm an einem Finanzpodium teil, bei dem der Deutsche

    Bank-Vizechef ausgebuht wurde wegen der Finanzierung von Streubomben und

    Uranbergbau. Bei meinen Gastgebern waren mehr die Wende und die

    ostdeutsche Umweltbewegung Gegenstand des Austausches als die Religion.

    Ihrem zynischen Artikel mangelt es an Toleranz und Hoffnung, und Sie

    machen kein klares, konstruktives Gegenangebot, wie Sie die Menschen

    positiv abholen wollen.

    Polemisieren ist leicht – motivieren Sie!

    Ich finde es übrigens richtig, dass die TAZ auf Kirchentagen

    Gratisexemplare verteilt, um um weitere Abonnentinnen bei den gerade noch

    verhöhnten bürgerlichen Mittelschicht-ChristInnen zu werben (Frage an

    @opentaz: zählen sich TAZ-Redakteure denn zur Ober-/Unterschicht? Oder

    sollten wir das Schichtdenken langsam mal überwinden?).

    Und a propos Ethik: verschonen Sie uns TAZ-LeserInnen vor der nächsten

    Anzeigenserie des Informationskreises Kernenergie.

    Gandhi kannte als in sich ruhender Hindu das Christentum besser als

    mancher Christ. Und Gorbatschov soll dem Papst mal auf die Frage, ob er

    wirklich Atheist sei, geantwortet haben: „Ja, aber kein missionarischer!“.

    Solche Souveränität wünsche ich mir von der TAZ.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Ulrike Bickel, Hamburg

  • E
    Eike

    Ich muss dem Soziologen wiedersprechen:

     

    Ich war auf 2 Veranstaltungen auf denen Frontex auf der Bühne kritisiert wurde. Ob sich dadurch was ändert sei dahingestellt.

     

    Mein persönliches Highlight war der einschlafende Elmar Brok auf dem Podium, während ägyptische Studierende ihre Erlebnisse auf dem Tahir-Platz schilderten...

  • K
    Kirchenfreund

    Lustig und vielleicht auch mal bedenkenswert. Im Dresdner Szeneviertel Neustadt herrscht normalerweise abends Alkoholverkaufsverbot. Auf anraten der Sachsen FDP wurde den unzähligen Spätshops bei Strafe verboten Alkohol nach 10 zu verkaufen. Das Ordnungsamt kontrolliert und schikaniert die Läden.

     

    Beim Kirchentag wurde diese Regel (u.a.) ausser Kraft gesetzt. Keine Schikanen vom Ordnungsamt, keine fiesen Kontrolleure in der Bahn. Keine Fahradfahrer, die besoffen oder ohne Licht von ihren Rädern gezerrt wurden, keine Lärmbelästigung.

     

    Wie soll das verstanden werden?

     

    Christen dürfen saufen und Party machen - Einheimische nicht.

     

    oder

     

    Kirchentag ist Party, danach kehrt Zucht und Ordnung ins Sachsenland zurück.

     

    Ich bin immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich Touristen und Einheimische behandelt werden.

     

    Naja trotzdem gabs für mich auch ein paar schöne Momente des Kirchentages, das Gerhard Schöne Konzert bspw.

  • WB
    Wolgang Banse

    offene Antworten

    Mit einem großen Open-Air Gottesdienst ging am Sonntag der 33.Deutsche Evangelische Kirchentag in Dresden zu Ende.Viele Fragen wurden aufgeworfen-viele offne Antworten blieben zurück.

    Nicht immer haben Christen,hier die Berufschristen auf alles eine Antwort,mit der der Gläubige leben kann.Die Suche nach Religiösität ist da-nur nicht zu finden,dies belegt die Esotherik.

    Oft äußern sich Theologinnen und Theologen zu dies und das,beherrschen nicht einmal die Thematik,nehmen aber Stellung zu allen.Sie sollten es auf ihr eigentliches Metier belassen,auf das Fach Theologie.

    Mitnehmen tue ich für meine werte Person,dass für einen Berufschristen,wie es Pfarrer der Kreuzkirche Dresden Zirkler,Nächstenliebe sich nur im Gottesdienst bezieht-nicht außerhalb des Gottesdienstes,wo ein Mensch ohne Obdach ih fragte,wegen einer Schlöafgelegenheit.Ere fühlte sich nicht zuständig und ließ die Person stehen.

    Als heuchlerisch kann man nur seine getroffenen Aussagen die er in der Kreuzkirche machte,im Bezug auf die praktizierende Nächstenliebe bezeichnen.An den Taten werdet ihr gemessen,nicht nur an den Worten,was Berufschristen b etrifft.

    Als sehr distanziert kann man es bezeichnen,dass die Referentinnen und Referenten,als sogenannte Eintagsfliegen auftauchen,dann wieder abtauchen und gar nicht mit den Teilnehmenden die Tage mit einander lebt.

    Gläubige sind mit Privatunterkünften und Schulen zu frieden.leitende Geistliche ziehen gute Beherbergungsbetriebe vor.Gleich,gleicher am gleichesten???!