: Mensch, seid Ihr provo!
■ betr.: „Die Rebellion der Unpoliti schen“ (pro), „Studenten, ihr lang weilt“ (contra), taz vom 28.11. 97, „Schnell studieren ist das große Ziel“, taz vom 29./30.11. 97
Na, das war ja eine Freude, die taz in bester Gerhard-Polt-Manier auf der Meinungsseite! Diese fingierte Contra-Meinung von Ulrike Fokken zum Beitrag von Christian Füller, köstlich, das. Ich hatte mich kaum beruhigt vor Lachen, über die forschen Sprüche vom Freitag – Flexibilität, Globalisierung! Sozialliberaler Bildungsquatsch! USA! – da kam am Samstag auch schon der nächste Lacher: Nana Brink (womöglich ein Pseudonym von Ulrike Fokken?) über zwei besonders smarte Studentinnen, die wissen, wo's lang geht. Genau, mit dem Auto zur Uni fahren und voll kreativ in die berufliche Zukunft in der Werbebranche starten, am besten noch Multimedia, super, können doch alle machen, wenn sie bloß wollten! Tja, von solcherart Schreibkunst kann sich so manche Monatszeitschrift (die mit dem T) was abschneiden. [...] Philipp Magiera, Hannover
[...] Mensch, seid Ihr provo, mensch seid Ihr mutig, Ihr scheut Euch wirklich nicht, Roß und Reiter zu nennen, was? Der Artikel von Ulrike Fokken war wieder mal eine Meisterleistung des engagierten Journalismus. Ich stimme ihrem Gejammere darüber, daß die Studenten viel zuviel jammern, vollkommen zu! Nach 20 Jahren Bildungsmisere könnten die damit wirklich mal aufhören und lernen! Man muß das, was sich in diesem Land eventuell an Protesten gegen irgendwelche Mißstände oder Fehlentwicklungen regt, sorgfältig beobachten, man muß gucken, ob einem die Individuen gefallen, die daran beteiligt sind, man muß ihnen und ihren Ausdrucksmitteln Noten geben, Führungszeugnisse ausstellen, ihnen aus berufenem Munde gute Ratschläge erteilen! Wo kämen wir da hin, wenn jeder so protestieren würde, wie er wollte!
Leider gibt es noch zu wenige, die sich zu diesen wichtigen demokratischen Aufgaben berufen fühlen – was für ein Glück, daß die taz, (noch) meine Tageszeitung, da in die Bresche springt! Das solltet Ihr mal flächendeckend einführen, es gibt da noch eine Menge unbearbeiteter Klientel; mit der glänzenden Analyse der Befindlichkeit arbeitsloser Ingenieure hat Ulrike Fokken ja schon einen Schritt in die richtige Richtung getan. Hoffentlich bleibt sie Euch noch eine Weile erhalten und verläßt nicht, weil hier alles zu altbacken ist, die kuschelige Heimat Richtung USA. [...] Ellen Romboy, Berlin
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