Meine erste Platte (19)

Meine erste Platte? Carl-Heinz Ubben deutet mit langer Pause und nochmaliger Nachfrage das tiefe Maß seiner Verstörung an. Dank plötzlicher Eingebung ahnt die Chronistin, warum: Der Mann, der seit elf Jahren hinter der Theke des Bremer Pornoladens „Men's Seven“ steht, meint das erotisch! „Das weiß ich nicht mehr“, versichert der Herr über Popoblocker (Szenejargon), Riesendildos, sanfte Gleitmittel und knarzendes Lederzeug. Nein, nein, es geht uns schlicht um hehre Musik. „Ach so, ja, da weiß ich was. Das war von Gitte Henning „Ich will 'nen Cowboy als Mann.“

Den wollte Carl-Heinz schon mit acht Jahren, oder neun oder so. Warum so früh? „Meine Mutti hat das immer gehört und für mich aufgelegt.“ Gegen Mutti und Gitte kommt bis heute selbst Marianne Rosenberg nicht an. „Aber die hör ich auch mal. Alte Lieder, die neuen sind nicht so mein Ding. Ich bin einer, der lieber ältere Musik hört, von früher.“ Abgelöst wurde Gitte zwischenzeitlich von Wencke Myrhe und Mireille Mathieu, „von der hab ich auch französische Platten.“ Die Platte aber, mit der Carl-Heinz Ubben eine regelrecht symbiotische Beziehung einging, ist von Saturday Night Fever –How deep is your love'. „Die hab ich fast jeden Tag gehört. Als der Film rauskam, war ich 18 mal drin, nur wegen des einen Stücks.“ Kein Wunder, schließlich begleitete diese Band das Coming Out des Bremers. Das „erste Mal“, da war er 15 oder 16, schwebte im seichten Flügelschlag der Sehnsucht: „Das waren so romatische Lieder, die ganzen Platten von Saturday Night Fever, Bee Gees, Pink Floyd.“ Und heute? „Ich mag deutsche Platten, auch modernere: Andy Borg, Hanne Haller, Matthias Reim – und Gitte, die hör ich, wie gesagt, immer noch gerne.“ dah