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■ StörzeileMein Bier ist mir

Och doch, son bißchen peinlich war uns das gestern schon. Als wir uns eingestehen mußten, daß wir einer Meinung sind mit Handelskammer und FDP, mit CDU und sogar der SPD. Aber es ist nunmal so, nix dran zu ändern: Sie alle, alle – und wir eben auch – waren entsetzt, als sie erfuhren, daß der Senat in seinen Haushaltsberatungen gar Ungeheures im Schilde führt: die Wiedereinführung der Getränkesteuer.

Zehn Prozent auf jedes Bier! Wie darauf reagieren? Ernste Mienen in der Redaktionskonferenz, unruhiges Füßescharren, Wutausbrüche, unzitierbar. Erste Notstandspläne werden entworfen, verworfen, noch einmal auf ihre Machbarkeit hin abgeklopft. Vorräte anlegen, künftig nur noch daheim saufen? Die taz-Redaktion zur konspirativen Kneipe ausbauen? Das Rathaus stürmen, den Finanzsenator, besser noch den Bürgermeister, entführen? Markus Wegner zu Hilfe rufen? Die Asbach-Fraktion im Senat mit Argumenten kistenweise bestechen? Lautstark und vehement die Wiedereinsetzung des Wolfgang Curilla fordern, dessen großartige Solidar-Leistung wir bisher einfach ignoriert hatten?

Ratlosigkeit. Die ersten machen sich auf den Weg in den Biergarten. Die letzte Chance zum Suff, sie muß genutzt werden. Die Redaktion leert sich, füllt sich, selbst die Anti-Alkoholiker verlassen ihre Arbeitsplätze, um vielleicht ein letztes Mal diese ausgelassene Fröhlichkeit zu erleben, die ein frisch gezapftes Bier auslösen kann. Schon morgen, das ist jetzt allen klar, kann es zu spät sein, können Tausende von Kneipen den Zapfhahn nach oben gedreht haben. Hamburg, unser schönes Hamburg, es geht düsteren Zeiten entgegen.

Uli Exner (deprimiert)

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