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Mehrheit aus Sozialisten und LinkenPortugal führt Homoehe ein

Portugal hat mit den Stimmen der Sozialisten und mehrerer kleiner linker Gruppierungen die Homoehe eingeführt. Kinder adoptieren dürfen Schwule und Lesben weiterhin nicht.

Ministerpräsident Sócrates am 8. Januar 2010 während der Debatte. Bild: dpa

Portugals Lesben und Schwule dürfen endlich heiraten. Das beschloss am Freitag das portugiesische Parlament mit den Stimmen der in Minderheit regierenden Sozialistischen Partei (PS) von Ministerpräsident José Sócrates sowie mehrerer kleinerer linken Gruppierungen. Die konservative Sozialdemokraten (PSD) und die rechte CDS-PP stimmten dagegen.

Ministerpräsident Sócrates war höchst persönlich ans Rednerpult getreten, um die Gesetzesreform zugunsten der Ehe zweier Personen des gleichen Geschlechtes zu verteidigen. Dieser Schritt sei "nicht nur für einen Teil der portugiesischen Gesellschaft, die Homosexuellen, wichtig. Er ist für uns alle wichtig, denn dadurch werden wir zu einer besseren Gesellschaft", erklärte Socrates unter Applaus der Vertreter von Lesben- und Schwulenorganisationen auf den Zuschauerrängen.

Sócrates ging hart mit der Opposition ins Gericht. Die PSD hatte einen eigenen Gesetzesentwurf vorgelegt. Dieser sah statt der Homoehe die Schaffung eines Zivilregisters für gleichgeschlechtliche Paare vor. Ein solches Register würde die Homosexuellen einmal mehr diskriminieren, "und damit das unnötige Leiden nicht beenden", erklärte Sócrates.

Doch für die portugiesischen Lesben und Schwulen ist es nicht nur ein Tag zum Feiern. Denn das neue Gesetz schließt ausdrücklich eine Adoption durch homosexuelle Paare aus. "Das ist eine Frage, die mit dem Recht auf Ehe nichts zu tun hat", erklärte der Ministerpräsident in seiner Parlamentsrede.

"Das Einführung der Homoehe ist zweifelsohne einen wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung, aber unglücklicherweise beinhaltet das Gesetz auch neue Diskriminierung", heißt es in einem Kommuniqué verschiedener Schwulen- und Lesbengruppen. Die Feste anlässlich des neuen Gesetzes in den großen Städten Portugals wurden somit zugleich zu Kundgebungen für das Recht auf Adoption.

Die Sozialisten lassen keinen Zweifel daran, dass sich am Adoptionsrecht so schnell nichts ändern wird. "Der Parteivorstand ist nicht dafür", erklärte der Sprecher der sozialistischen Parlamentsfraktion, Francisco Assis, bereits vor der Parlamentsabstimmung. Eine parteiinterne Debatte zum Thema Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare sei allerdings nicht ausgeschlossen, fügte er hinzu.

Portugals Sozialisten hatten sich lange mit dem Thema Homoehe schwer getan. Bereits in der letzten Legislaturperiode, als Socrates noch mit absoluter Mehrheit regierte, legten die Parteien links der PS einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor. Die Sozialisten stimmten dagegen. "Das Thema steht nicht auf der Agenda", hieß es damals. Kein Wunder, denn die Parlamentswahlen standen unmittelbar bevor.

Auch wenn es – anders als im benachbarten Spanien - zu keinen öffentlichen Protesten gegen die Einführung der Homoehe kam, ist das Thema dennoch ein heißes Eisen. Portugal ist tief katholisch. Eine Umfrage zeigt, dass 49,5 Prozent der Bevölkerung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sind. Nur 45,5 Prozent sprechen sich dafür aus. Und gegen die Adoption durch homosexuelle Paare stellen sich sogar 68,4 Prozent.

Die rechten Parteien versuchten dies zu nutzen. Eine Bürgerinitiative sammelte 90.000 Stimmen, um dem Parlament einen Antrag für eine Volksabstimmung vorzulegen. Dieser wurde auf der Parlamentssitzung von den gleichen Parteien abgelehnt, die die Homoehe verabschiedeten. Nur zu gut ist der Linken die Abtreibungsdebatte in Erinnerung. Es brauchte zwei Volksabstimmungen, um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch im portugiesischen Strafgesetzbuch zu verankern.

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9 Kommentare

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  • G
    Gerd

    Das ist natürlich eine sehr gute Meldung aus Portugal. Damit darf dann ab April dort geheiratet werden und die Ehe ist dort für homosexuelle Paare offen.

     

    Portugal folgt den europäischen Staaten Niederlande, Belgien, Norwegen, Schweden und Spanien.

     

    Damit sind es dann sechs Länder in Europa und eine ganze weitere Reihe an europäischen Staaten hat die Lebenspartnerschaft bereits eingeführt, die weitgehend die gleichen Rechte und Pflichten einer Ehe gewährt (zuletzt aktuell Österrreich und Irland wird dieses Jahr folgen).

  • D
    DiversityAndEquality

    Die @taz sollte hier nicht den irreführenden Begriff "Homo-Ehe" verwenden, mit dem ja auch die "Eingetragene Lebenspartnerschaft" in Deutschland immer tituliert wird, die aber nichts anderes ist als sexuelle Apartheid und die Homosexuelle einmal mehr zu Menschen zweiter Klasse macht.

     

    Nein, in Portugal geht es nicht um eine trennende und diskriminierende "Homo-Ehe", sondern um eine Öffnung der Institution Ehe für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

     

    Das ist ein großer Unterschied zu der rassistischen "Separate, but equal"-Logik, die hier in Deutschland ja für ganz selbstverständlich gehalten wird. Dabei gilt doch: Entweder wird eine Institution wie die "Ehe" demokratisch definiert und steht allen Menschen offen oder eben nicht. Alles andere ist dann aber sexuell begründete Apartheid und Verweigerung von Rechten.

  • D
    DiversityAndEquality

    @Thomas:

     

    Was erlauben Sie sich eigentlich, hier in Herrenmenschen-Manier homosexuelle Menschen und deren Partnerschaften zu diffamieren, als minderwertig hinzustellen und ihre mittelalterlichen Vorstellungen zur angeblichen "Norm" in einer freiheitlichen Gesellschaft zu erheben???

     

    Die von Ihnen zitierte "Natur" im Allgemeinen ist ebenso wie die "Natur" des Menschen durch nichts anderes als Vielfalt und damit auch durch eine Vielfalt unterschiedlicher sexueller Identitäten gekennzeichnet. Und all diese Identitäten haben gefälligst als gleichwertig behandelt zu werden. Millionen Schwule und Lesben in aller Welt erbringen übrigens auch den Beweis dafür, dass man keineswegs heterosexuell sein muss, um Kindern ein gutes Zuhause zu bieten und die "Reproduktion" der Gesellschaft zu sichern.

     

    Spätestens seit Kinsey in den 50er Jahren sollte ohnehin klar sein (ist es aber leider bis heute in Politik und Gesellschaft, insbesondere in der Sexualaufklärung und Bildungs-/Erziehungswesen nicht), dass die mittelalterliche Zwangskonstruktion der "heterosexuellen Norm" nichts anderes ist als eben dies. Vielfalt ist die Norm, und dieser Tatsache hat auch unsere Gesellschaft in ihren Institutionen und in dem Schutz bestimmter Gruppen vor ständiger Diskriminierung und Herabwürdigung von Leuten wie Ihnen endlich Rechnung zu tragen.

     

    Homophobie und homophobe Hassrede sind keine "Meinung", sondern ein Verbrechen, und gehören auch endlich als solche behandelt. Es kann nicht angehen, dass Leute wie Sie andere Menschen diffamieren, herabwürdigen, ihnen gleiche Rechte oder ihre "Natürlichkeit" absprechen, sie damit pathologisieren und sich selbst gleichzeitig zum Herrenmenschen aufschwingen.

     

    Sie sind damit ebenso ein Gewalttäter wie diejenigen, die auf Basis solcher Gesinnungen wieder zunehmend zuschlagen oder in den Schulen junge Homosexuelle mobben. Und es kann nicht sein, dass diese Art der Gewalt weiterhin folgenlos für die Täter bleibt, während die Opfer damit weitgehend allein gelassen werden!

     

    Hier muss die EU weitere klare Vorgaben schaffen, damit sich auch Länder wie Deutschland, wo in Sachen Diskriminierungsschutz und Kampf gegen Hompophobie null komma nichts vorangeht und der Staat immer noch Diskriminierungstäter Nummer Eins ist, nicht mehr aus ihrer Verantwortung stehlen können. Schlimm genug, dass dieses Land in Anbetracht seiner historischen Verbrechen gegen homosexuelle Menschen hier nicht Vorreiter ist. Und immer wieder erschreckend, was man sich mit einer Opfergruppe des Nazi-Terrors - und nur mit dieser - bis heute unbehelligt erlauben kann.

  • S
    Staatsbürger

    @Thomas

     

    "Ich bin prinzipiell gegen jede Form gleichgeschlechtlicher Partnerschaft, von Ehe garnicht zu sprechen."

     

    Wenn ich meinen Partner nicht gehabt hätte, hätte ich meine alten todkranken Eltern nicht pflegen können. Nebenbei bemerkt: im hellenischen Götterhimmel unterhielten die meisten männlichen Götter auch gleichgeschlechtliche Beziehungen. Wer homophob ist, hat eine schwierige Beziehung zu den kulturellen Grundlagen Europas.

  • R
    René

    @Thomas

     

    "Eine Ehe ist zwischen Mann und Frau und eine Familie kann nur durch die beiden gegründet werden."

     

    Falsch. Mehr gibt es dazu nicht zu entgegnen.

  • K
    kufu

    zu thomas:

    außer "ich bin dagegen" enthält Ihr beitrag kein einziges inhaltliches argument. das wird auch durch beifügung von "natürlich" und "prinzipiell" nicht überzeugender. kann es daran liegen, dass es einfach keine rationalen argumente gegen homosexuelle partnerschaften und ehen gibt?

  • T
    Thomas

    Das ist natürlich eine schlechte Nachricht.

     

    Ich bin prinzipiell gegen jede Form gleichgeschlechtlicher Partnerschaft, von Ehe garnicht zu sprechen.

     

    Eine Ehe ist zwischen Mann und Frau und eine Familie kann nur durch die beiden gegründet werden.

     

    Was Schwule und Lesben privat im Bett treiben ist mir egal, aber heiraten oder sich verpartnern (wie in D) dürfen sie sich doch bitte nicht. Ich denk man muss auch irgendwo Grenzen setzen.

  • MH
    Michael H

    Die Tatsache dass man Schwulen und Lesben das Adoptionsrecht verweigert ist zutiefst homophob, da man davon ausgeht, dass Schwule zumindest sich immer noch an Kindern vergreifen oder einen schlechten Einfluss auf diese hätten. Wichtig ist doch, dass ein Kind ein wohl behütetes zu hause bekommt und Liebe erfährt. Meiner Meinung nach verweigert die Politik den Kinder die Zuneigung liebender Eltern. Homosexuelle sind keine besseren Eltern, doch denke ich dass eine Adoption eine bewusste Entscheidung ist. Dies kann den Kindern ein "gutes" Eltern bieten, zumal die Auflagen für eine Adoption sehr hoch sind.

  • M
    Martin

    Zwei Mütter oder zwei Väter sind besser als eine Mutter oder ein Vater. Wenn sogar Alleinerziehende "erlaubt" sind, dann muß erst recht die Adoption für Homopaare erlaubt werden. Und natürlich ist es unbestritten, daß es ein Kind bei ein oder zwei Elternteilen besser geht als im Heim. Zudem gibt es mehr Kinder in Not als Adoptionen, somit nimmt ein Homopaar keinem Heteropaar eine Adoption weg.