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Archiv-Artikel

MOMMSENSTADION Mehr unten ist nicht

Der hat doch schon die Gelbe!

Immer die gleichen Rockkonzerte, immer die gleichen Visagen. Sag ich zu meinem Kumpel Willy-Peter Storch, machen wir mal anders jetzt. Raus aus dem Kiez, rein in die S-Bahn, nach „Messe Süd Eichkamp“: ins Mommsenstadion. Spielstätte von Tennis Borussia. Kannte früher so Punks, die hissten die TeBe-Fahne über dem Plattenladen „Sasquatsch“ in der Eisenacherstraße. Das war zu Zweitligazeiten, frühe Achtziger. Dann kam der Schlagerfuzzi Jack White als Präsident. Und heute: Oberliga Nordost. Fünfthöchste Liga. Mehr unten ist nicht.

TeBe gegen Torgelower SV Greif, TeBe gegen Optik Rathenow, TeBe gegen Anker Wismar. Am Freitag TeBe gegen Malchower SV. Da ging’s ums Überleben, nach klassischem Fehlstart und Platz Neun von Zwölf. Egal, 282 Zuschauer, kleiner Antifa-Block („Schokoladen bleibt“-Banner), auf der Tribüne sitzen Opis und Omis und feuern an. Die langsamsten Sprechchöre der Welt: „Lila Weiße, Lila Weiße“, wegen der Trikotfarbe: Lilien.

Bei Malchow spielt Christian Feyerabend, bei TeBe spielt Cemil Mengi. Und trifft ins Tor. Die Malchower, so Brocken von der Müritz, sind körperlich überlegen. Aber TeBe gelingt in der ersten Halbzeit ein Goal. Zu Beginn der zwoten wird’s härter. Der Ausgleich fällt. Das Spiel droht zu kippen. „Der hat doch schon die Gelbe!“, brüllt Storch, weil so eine Malchower Wuchtbrumme einen TeBe-Hänfling fällt. Von der Tribüne brüllt auch einer, „der hat doch schon die Gelbe!“. Aber der Schiri lässt Gnade walten. Storch, mit dem Rücken zum Spielfeld, klopft mir die Schulter weich und sagt, jetzt fällt’s. Der Hellseher! Mengi verwandelt tatsächlich einen Freistoß direkt, rechte untere Torecke. Und Malchow kriegt danach noch einen. TeBe ist erst mal raus aus der Abstiegszone. Jetzt soll auch noch die schweizerische Treasure AG Finanzspritzen geben. Die Stadionwurst schmeckt auch so.

JEROME SEIDENHEMD