Mehr Qualität, weniger Geld: Tagesmütter dringend gesucht
Mit 65 Millionen Euro will die Regierung mehr Betreuungsplätze bei Tagesmüttern schaffen und die Qualität ihrer Arbeit verbessern. Doch durch neue Steuerabgaben sinkt ihr Verdienst.
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Damit sich mehr Menschen für die Arbeit als Tagesmutter entscheiden und dafür besser ausgebildet werden, hat die Bundesregierung das "Aktionsprogramm Kindertagespflege" gestartet. Doch viele Tagesmütter überlegen, den Beruf aufzugeben, weil sie ab 2009 besteuert werden und Sozialabgaben leisten müssen.
"Immer mehr Eltern schätzen die flexiblen und passgenauen Angebote der Tagesbetreuung", sagte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Deswegen sollen insgesamt 65 Millionen Euro in das Aktionsprogramm fließen. In einem ersten Schritt werden Modellprojekte gefördert, mit denen der Job für Neuzugänge attraktiver werden soll. Die Zahl der Tagesmütter, die offiziell Tagespflegepersonen heißen, soll in den nächsten Jahren auf rund 60.000 verdoppelt werden.
In einem zweiten Schritt wird eine einheitliche Grundqualifikation eingeführt. In 160 Unterrichtsstunden sollen künftige Tagesmütter mehr über die Förderung von Kleinkindern erfahren. Der Bund stehe hier in engem Austausch mit den Ländern, sagte ein Sprecher des Familienministeriums. Derzeit entscheiden die Kommunen darüber, wer eine Pflegeerlaubnis als Tagesmutter vom Jugendamt erhält, welche Kurse vorab besucht werden müssen und wie hoch der Stundensatz ist.
Der Bundesverband für Kindertagespflege bezweifelt, dass die Pläne den Beruf wirklich attraktiver machen. Denn ab 2009 kommt auf viele Tagesmütter ein Verdienstverlust zu: Sie müssen künftig ihre Einkünfte versteuern.
Bisher waren nur privat arbeitende Tagesmütter steuerpflichtig, nicht aber diejenigen, die von den Jugendämtern - meist schlechter als die privaten - bezahlt werden. Durch die Angleichung müssen diese Tagesmütter, sofern sie mehr als 355 Euro im Monat verdienen, nun auch Sozialversicherungsbeiträge an Krankenkasse und Rentenversicherung zahlen. Die Kommunen übernehmen die Hälfte. Für Tagesmütter, die fünf Kinder betreuen, kann so das Einkommen um die Hälfte schrumpfen. Durchschnittlich verdient eine Tagesmutter 3 Euro pro Kind und Stunde. "Wir befürchten, dass viele Tagesmütter nun aufgeben, weil es sich nicht mehr lohnt", sagt Klaus-Dieter Zühlke, Geschäftsführer des Bundesverbands für Kindertagespflege. Er fordert deshalb eine bundeseinheitliche Vergütung von mindestens 5,50 Euro pro Kind und Stunde. "Die Länder müssen jetzt handeln, denn die Steuerpläne kommen schon im Januar", sagte Zühlke.
Dorothee Einselen vom Landesverband der Tagesmüttervereine in Baden-Württemberg forderte zusätzlich eine "pädagogische Begleitung" der Tagesmütter durch Fachpersonal in den Jugendämtern. "Durch Beratung und Hausbesuche könnten Tagesmütter bei Problemen mit den Kindern Hilfe bekommen und würden sich besser angebunden fühlen."
Tagesmütter sollen nach Plänen der Regierung ein Drittel des massiven Ausbaus an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren sicherstellen. Sie sind für viele Eltern eine Alternative zur Kita. Zwar haben sie oft keine mehrjährige Ausbildung wie Erzieher und Erzieherinnen, bieten aber flexible Arbeitszeiten auch am späten Abend und Wochenende an. Auch die individuelle Betreuung in Gruppen von höchstens fünf Kindern gilt als Vorteil.
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