: Mehr Kinder in Pflegefamilien
Pflegeeltern für Geschwister sind ein rares Gut – das PiB bietet finanzielle Unterstützung
Vier Jahre ist es her, da wurde die Vermittlung von Kindern an Pflegeeltern privatisiert. Seither ist nicht mehr das Jugendamt zuständig, sondern die gemeinnützige PiB (Pflegekinder in Bremen). Heute leben mehr Kinder in Pflegefamilien als früher: Waren es 2002 noch 374 Kinder, so sind es inzwischen 500.
Auslöser für diesen Anstieg sei vor allem die Einführung einer Qualifikation mittels der Pflegeelternschule, sagt Monika Krumbholz, Leiterin des PiB. Schritt für Schritt würden die Erwachsenen dort mit den Problematiken von Pflegekindern vertraut gemacht, würden Motivation und Wünsche der Eltern hinterfragt. Dadurch sollen sie sich bereits im Vorfeld auf die neue Familiensituation einstellen. Oder eben einen Rückzieher machen, bevor sie Kinder aufnehmen. In den meisten Fällen bestärken die Qualifikationskurse die Eltern aber eher in ihrer Entscheidung, sagt Krumbholz.
Zugleich ermöglicht das PiB verschiedene Pflegeformen. Neben der klassischen Vollzeitpflege können Eltern sich im Rahmen einer Patenschaft auch an wenigen Tagen in der Woche um Kinder psychisch kranker Eltern kümmern. Damit werden sowohl das Kind als auch dessen Eltern entlastet. Alle Dienste des PiB bieten regelmäßige Beratung und Unterstützung an. Zudem stellt das Amt für Soziale Dienste eine Aufwandsentschädigung bereit.
Um sich als Pflegeeltern zu qualifizieren, müssen Erwachsene vor allem pädagogisches Feingefühl mitbringen. Weiterer Hintergrund der neuen Familie, wie eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft oder allein erziehende Eltern, spielen bei einer Eignung für ein Kind jedoch „keine Rolle“, betont Monika Krumbholz.
Es gebe zwar einzelne Kinder, die sich nur schwer oder gar nicht weitervermitteln ließen. Mit zwei von 295 Fällen sei das aber „zum Glück eine Ausnahme“, so die Pädagogin und Familientherapeutin. Vor allem Geschwisterpaare seien für das PiB aber immer wieder „eine Herausforderung“. Eltern, die sich bereit erklären, mehrere Kinder aufzunehmen, erhalten besondere finanzielle Unterstützung. Momentan beschäftigen das PiB vor allem fünf türkische Geschwister zwischen einem und acht Jahren. Doch selbst wenn man die Kinder trennen würde, so Krumbholz, sei es schwierig, türkische Familien zu finden, die einen Kontakt der Geschwister ermöglichen würden. jr
Nähere Informationen zum PiB gibt es unter www.pib-bremen.de