Meerestechnik: Die Zukunft auf dem Wasser
Die Offshore-Industrie rettet dem Maschinenbau halbwegs die Bilanzen in der Weltwirtschaftskrise. Schärfere Umweltnormen lassen Branche auf Aufträge hoffen.
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Es ist die Offshore-Industrie, die den deutschen Maschinenbau optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Da gebe es "in allen Segmenten auch langfristig positive Tendenzen", sagt Christoph Daum, Geschäftsführer der Firma Menck in Kaltenkirchen. Von der weltweiten Wirtschaftskrise sei hier bislang nichts zu spüren gewesen, auch im Jahr 2009 habe sich "das Wachstum unvermindert fortgesetzt", frohlockte die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Hamburg.
In den vergangenen zehn Jahren habe sich der Umsatz in der Offshore-Technik "nahezu verdoppelt", verkündet der VDMA-Vorsitzende Alexander Nürnberg, "und wir erwarten einen weiteren Ansteig". Zwar trägt die Meerestechnik noch weniger als ein Zehntel zum Gesamtumsatz des Industriezweigs bei (siehe Kasten), doch gilt sie als Wechsel auf die Zukunft.
Hier habe die deutsche Hightech-Industrie "einen technologischen Vorsprung und einen hervorragenden Ruf", sagt Nürnberg: "Wir können nicht billiger sein, aber besser." Daum sieht vor allem "in den hohen Umwelt- und Sicherheitsstandards die entscheidenden Wettbewerbsvorteile".
Der VDMA ist die Spitzenorganisation des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Er repräsentiert etwa 3.000 vorwiegend mittelständische Firmen.
Die größten Auftraggeber der Zuliefererfirmen sind die Werften mit 62 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche.
Im maritimen Sektor dominiert mit 79 Prozent Umsatzanteil der zivile Schiffbau vor dem Marineschiffbau (13 Prozent) und der Offshore-Meerestechnik (8 Prozent).
In den nächsten Jahren treten in der EU eine Reihe von schärferen Bestimmungen über die Emission vieler Schadstoffe in Kraft. Deshalb würden besonders in der Handelsschifffahrt und auch bei Kreuzfahrtschiffen ökologische Nachrüstungen und Umbauten erforderlich werden. Sauberere Treibstoffe, effizientere Motoren, Gasturbinen oder Versorgung der Schiffe im Hafen durch Landstrom aus der Steckdose würden sich zu einem "interessanten Geschäftsfeld" entwickeln.
Das Sorgenkind der Branche ist indes die weltweite Krise des Schiffbaus. Dort sanken die Aufträge im vergangenen Jahr um 29 Prozent, für 2010 sieht es kaum besser aus. Der Umsatz reduzierte sich im Vorjahr um 7,7 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro und droht mittelfristig auf rund zehn Milliarden Euro zu sinken. 2011 und 2012 sei deshalb eine Durststrecke zu überwinden, vermutlich würden 2.000 bis 4.000 der zurzeit 72.000 Arbeitsplätze wegfallen. Schwerpunkt der Branche sind die norddeutschen Küstenländer, in denen mehr als die Hälfte des deutschen Umsatzes erwirtschaftet wird. Wesentliche Anteile kommen auch aus Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Erfreut reagierte der VDMA auf eine Ankündigung aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Danach soll die Umrüstung von Schiffen auf "Slow Steaming" gefördert werden. Wegen der gesunkenen Nachfrage in der Weltwirtschaftskrise hatten Reedereien ihre Riesen-Containerfrachter langsamer fahren lassen - und festgestellt, dass dadurch die Treibstoffkosten nachhaltig sinken. Durch technische Verbesserungen soll dies nun noch ökonomischer und ökologischer gemacht werden. Der Bund will dafür pro Schiff bis zu zwei Millionen Euro dazuzahlen - aus Sicht von Reedern und Industrie "ein positives Signal".
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