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Meduza-Auswahl 24. – 30. JuliRussland will Kindern im Netz Drohnensteuerung nahebringen

Auf der russischen Onlineplattform „Bärenhöhle“ sollen Kinder spielerisch Fähigkeiten als Drohnenpilot entwickeln. In der Schule gibt es dafür Pluspunkte.

Drohnenpiloten in spe: Kinder in Russland Foto: Evgenia Novozhenina/reuters

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Zeit vom 24. – 30. Juli 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Frauen gegen Mobilmachung

Als Russlands Staatsoberhaupt Wladimir Putin Ende September 2022 die Mobilmachung anordnete, kam es sofort zu heftigen Reaktionen: Hunderttausende wehrpflichtige Männer flohen aus dem Land, in Dutzenden russischen Städten gab es zum ersten Mal seit Kriegsbeginn Massenproteste. Seitdem fordern russische Frauen, deren Angehörige zum Kampf in der Ukraine eingezogen wurden, von den Behörden, ihre Männer wieder nach Hause zu bringen. So entwickelte sich ein von Frauen angeführter Widerstand gegen die Mobilmachung zu einer vielfältigen Bewegung. Meduza berichtet auf Englisch.

Zunächst beschränkten sich die Frauen, die sich für die Demobilisierung einsetzten, darauf, formelle Beschwerden bei Regierungsstellen einzureichen und Einzelgespräche mit Beamten zu beantragen. Eine andere Gruppe namens „Frauenfront“ schlug dann sogar vor, eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit den Behörden einzurichten: Deren Aufgabe sollte es sein, „die Reihen der Armee zu verstärken“ – indem Wehrpflichtige durch „pensionierte Soldaten, Migranten und Polizeibeamte“ ersetzt werden.

Razzien gegen Migranten im ganzen Land

Die russischen Behörden setzen ihre groß angelegte Anti-Migranten-Kampagne weiter fort. Diese hatte nach dem Terroranschlag in der Krokus City Hall begonnen. Im ganzen Land finden Razzien statt, bei denen Sicherheitskräfte mit Unterstützung von Aktivisten rechtsextremer Organisationen nach Arbeitsmigranten suchen, die gegen die Aufenthaltsbestimmungen in der Russischen Föderation verstoßen. Die Staatsduma verabschiedet ein Gesetz nach dem anderen, das die Migrationspolitik verschärft.

Menschenrechtsaktivisten berichten, dass Menschen aus Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan immer häufiger willkürlichen Durchsuchungen, Festnahmen und Diskriminierung im Alltag ausgesetzt sind. Und Forscher warnen vor einem Anstieg nationalistischer Stimmungen unter den Russen. Meduza berichtet auf Russisch, wie die russischen Behörden versuchen, die Arbeitsmigration aus Zentralasien trotz akuten Arbeitskräftemangels einzuschränken.

Im Jahr 2023 haben mehrere russische Regionen Beschränkungen für Migranten eingeführt – und diese Maßnahmen mit dem „Schutz des Binnenmarktes“ und der „Notwendigkeit der kulturellen Integration“ begründet. In diesen Regionen ist es verboten, ausländische Staatsbürger im Einzelhandel, im Personenverkehr, in der Landwirtschaft, im Wohnungs- und Kommunalwesen, im Bauwesen, in der Gastronomie und im Sozialwesen zu beschäftigen. Die strengsten Beschränkungen gelten in der Region Krasnodar: Das Verbot der Einstellung von Arbeitsmigranten ohne russische Staatsbürgerschaft betrifft 88 Bereiche, darunter Bildung, Gesundheitswesen und Sport.

Wie Kinder in Russland an die Drohnen gebracht werden

Russland hat laut einem neuen Bericht der investigativen Nachrichtenagentur The Insider ein umfangreiches Netzwerk staatlich geförderter Organisationen aufgebaut, deren Ziel es ist, Schulkinder in den militärisch-industriellen Komplex des Landes einzubinden. Dazu gehört auch die Produktion, Entwicklung und der Betrieb von Drohnen. Meduza berichtet auf Englisch.

Das System umfasst eine Onlineplattform namens Berloga („Bärenhöhle“ auf Russisch). Es bietet Spiele zur Entwicklung der Fähigkeiten als Drohnenpilot von Schülern an, darunter einen Kurs namens „Drone Academy“. Um die Teilnahme zu fördern, erhalten Schüler für die Nutzung der Plattform zusätzliche Punkte bei ihren Hochschulaufnahmeprüfungen.

Wie viel Geld Aeroflot bei dem jüngsten Cyberangriff verlor

Russlands größte Fluggesellschaft Aeroflot hat am Montag möglicherweise mindestens 250 Millionen Rubel – umgerechnet etwa 2,7 Millionen Euro – verloren. Aufgrund eines Cyberangriffs auf ihre IT-Systeme hatte sie Flüge zum Moskauer Flughafen Scheremetjewo streichen müssen, wie aus Luftfahrtkreisen gegenüber dem Nachrichtensender RBC verlautet wurde. Meduza berichtet auf Englisch.

Ein Brancheninsider sagte Meduza: Der Gesamtschaden könnte sogar mehrere Milliarden Rubel erreichen, wenn man die Kosten für die Wiederherstellung der IT-Infrastruktur, die Einnahmeverluste aus nicht verkauften Tickets und die weiterreichenden Auswirkungen der Flugausfälle berücksichtigt.

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