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Medienzentrum am Spittelmarkt

■ Die Bertelsmann-AG plant im zweiten Anlauf ein Dienstleistungszentrum/ Bausenator Nagel stellt noch weitere Baugenehmigungen im alten Zeitungsviertel in Aussicht

Mitte. Die Verlagsgesellschaft Bertelsmann will am Spittelmarkt ein Dienstleistungszentrum für Medien errichten, mit Büros für Korrespondenten und Zeitschriften, die teilweise vermietet werden sollen, und möglicherweise mit einem Fernseh- und Radiozentrum und einem Kino. Daneben sollen dort Kanzleien, Restaurants, Läden, eine Kaufhalle, eine zweigeschossige öffentlich zugängliche Glashalle im Eingangsbereich und rund hundert freifinanzierte Wohnungen Platz finden.

Das Gebäude, das an der Blockspitze zwischen Seidelstraße, Beuthstraße und Leipziger Straße gelegen ist, wird 67.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche auf neun, teils sogar 13 Geschossen haben. Es soll 300 Millionen Mark kosten und Raum für 1.000 Arbeitsplätze schaffen. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll das architektonische Konzept für das Gebäude fertig sein. Dann wird Bertelsmann einen Bauantrag einreichen, den Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) nach Paragraph 34 genehmigen wird, wie er gestern zusammen mit Vertretern von Bertelsmann vor der Presse ankündigte. Bertelsmann rechnet mit dem Baubeginn 1993 und der Fertigstellung spätestens im Jahr 1997.

Durch das Gebäude soll die historische Straßenstruktur des Spittelmarktes kritisch rekonstruiert werden, die durch die Verbreiterung der Leipziger Straße in den sechziger Jahren zerstört wurde. Deshalb werden noch Teile des Straßenlandes zu Bauland entwidmet. »Dieses Land ist zu wertvoll, um darauf Auto zu fahren«, sagte Nagel. Der Spittelmarkt soll wieder ein innerstädtischer Platz werden, vergleichbar dem belebten Piccadilly-Circus in London oder dem Times Square in New York. Nagel möchte darüber hinaus die gesamte Leipziger Straße von acht auf vier Spuren verschmälern, ein Vorhaben, bei dem er sich mit Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer einig sei, wie er sagte.

Bei dem 9.500 Quadratmeter großem Grundstück seien die Besitzverhältnisse geklärt, betonte Achim Nagel von Bertelsmann (nicht verwandt). Das Grundstück gehört den 1935 nach New York emigrierten Verlegern Hermann, die sich mit Bertelsmann und dem Finanzier des Projekts, der Westdeutschen Landesbank geeinigt haben. Der Verlag Hermann, ein Konsortium, das von den Nazis »arisiert« wurde, hatte unter anderem die Satirezeitschrift 'Kladderadatsch‘ und die 'Deutsche Bauzeitung‘ herausgegeben.

Vor einem dreiviertel Jahr war ein vergleichbares Projekt von Bertelsmann an der Leipziger Straße/Ecke Friedrichstraße daran gescheitert, daß die Grundstückseigner, die Firma Hefter, ihr Veto eingelegt hatten. Hefter baut nun selbst an der Friedrichstraße. Da Bertelsmann das neue Grundstück am Spittelmarkt nun ohne Einschaltung des Senats bekam, wurden nicht die Gewinner des vom Senat veranstalteten Wettbewerbs für das vorangegangene Projekt an der Friedrichstraße, die Architekten Brenner und Tournon, mit der Realisierung am Spittelmarkt beauftragt, sondern der Architekt Christoph Ingenhoeven.

Bertelsmann wollte das Medienzentrum im alten Berliner Zeitungsviertel errichten. Nahebei liegt das Verlagsgebäude von Springer, für dessen zweites Hochhaus der Senator die Baugenehmigung erteilt hat, nachdem der Flachbau nun doch abgerissen wird. Nagel erklärte weiter, er stünde auch dem geplanten Neubauvorhaben der ebenfalls nahegelegenen tageszeitung positiv gegenüber. esch

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