■ Medienkonzerne: Noch mehr Schmusen bei Bertel und Kirch?
Hamburg (AFP/taz) – Bertelsmann will mit dem Kirch-Konzern offenbar noch viel enger zusammengehen – weit über das geplante Digitalkartell hinaus. Wie der Spiegel berichtet, beschloß der Bertelsmann-Vorstand, das geplante gemeinsame „Premiere“ mit seinen Sendern RTL und Vox zu verzahnen. Bertelsmann erwäge einen gemeinsamen Filmeinkauf und eine gezielte Vermarktung von Sportrechten. Zudem soll das eine Fernsehgeschäft für das andere werben. Es gelte, „die Potentiale eines kombinierten Pay- TV- und Free-TV-Geschäfts“ zu erschließen, heißt es dem Spiegel zufolge in dem beschlossenen Papier, das von Vorstand Michael Dornemann stammt. Bislang hatten Bertelsmann und Kirch die Vermutung stets weit von sich gewiesen, es seien Verbindungen zwischen dem Pay- und Free-TV- Geschäft der beiden Konzerne geplant. Diese Vermutung hatte EU- Wettbewerbskommissar Karel van Miert geäußert und gleichzeitig deutlich gemacht, daß eine solche Verbindung klar wettbewerbswidrig wäre und untersagt werden müßte. Bertelsmann und die Kirch-Familie beherrschen mit ihren Sendern bereits über 90 Prozent des kommerziellen Fernsehmarktes in Deutschland.
Die beiden Konzerne wollen selbst dann an ihrer Zusammenarbeit festhalten, falls der Wettbewerbskommissar van Miert die Fusion für das Bezahlfernsehen untersagt. Dann sollten DF 1 und Premiere formal selbständig bleiben. In einer sogenannten Vermarktungskooperation soll Premiere 75 Prozent der von Kirch in Hollywood eingekauften Filme bekommen. Van Miert hatte bereits den gemeinsamen Vertrieb des Digital-Decoders d-box für illegal erklärt, solange die Kooperation nicht genehmigt ist.
Für den Bereich des Bezahlfernsehens rechnet Bertelsmann laut Spiegel zudem mit enormen Gewinnen. So werde für das Jahr 2007 mit einem Umsatz von sechs Milliarden Mark und zwei Milliarden Mark Gewinn gerechnet. Bei den Preisen für den Fernsehkunden sei zudem eine Verteuerung um 65 Prozent von derzeit 49,50 Mark auf 75 Mark im Jahr 2007 geplant, hieß es weiter.
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