Medien: Journalisten wollen nicht in den Pool

Mitarbeiter der "Berliner Zeitung" wehren sich mit Brief an DuMont gegen Auslagerung

Kampferprobt gegen Verleger: Die Berliner Zeitung und ihr Personal Bild: ap

Es wurde mal wieder eng am Alexanderplatz: Rund 70 bis 80 RedakteurInnen drängten sich am Montag in einen Raum, um einen Brief nach Köln zu schreiben: "Unser Vertrauen ist erschüttert", formulierte die Redaktionsvollversammlung der Berliner Zeitung an ihren Besitzer und Verleger, das Kölner Medienhaus M. DuMont-Schauberg (MDS). "Bei der Übernahme unseres Hauses haben Sie zugesagt, die Berliner Zeitung zu entwickeln und die Redaktion an diesem Prozess zu beteiligen", so die RedakteurInnen in ihrem offenen Brief. Doch jetzt sprächen die "Fusions- und Auslagerungspläne für die Berliner Zeitung und die ebenfalls zu MDS gehörende Frankfurter Rundschau (FR) eine andere Sprache.

Ab Herbst soll die Medienberichterstattung für beide Blätter aus Berlin, die Wissenschaftsseite aus Frankfurt am Main kommen (taz berichtete). Dies ist nur ein Vorgeschmack: Auch bei der Berichterstattung über Bundespolitik und Wirtschaft sollen Redaktionspools gebildet werden. Aus Berlin käme dann die Politik, aus Frankfurt die bundesweite Finanz- und Unternehmensberichterstattung. Seit Freitag ist zudem bekannt: Diesen Pools sollen nicht nur die Berliner Zeitung und die FR, sondern auch der MDS-Stammtitel Kölner Stadtanzeiger sowie die nach der Wende übernommene Mitteldeutsche Zeitung aus Halle angeschlossen werden.

"Eine Umsetzung der Pläne würde die Redaktion im Kern treffen, die Substanz der führenden Hauptstadtzeitung gefährden und die Marke Berliner Zeitung (…) beschädigen, heißt es in dem Schreiben der Berliner Belegschaft weiter. "Der Vorbesitzer Mecom hat die Zeitung ausgequetscht wie eine Zitrone", man habe sich "aber nicht drei Jahre den Zumutungen David Montgomerys und seines Statthalters Josef Depenbrock widersetzt, um nun ähnliche Pläne erneut vorgesetzt zu bekommen". Der britische Finanzinvestor Montgomery hatte 2005 den Berliner Verlag übernommen und Depenbrock als Chefredakteur und Geschäftsführer eingesetzt. "Welche Gründe gibt es, ein als gescheitert erkanntes Konzept wieder zur Grundlage von Entscheidungen zu machen?", fragt die Redaktion. Auf die Antwort darf man gespannt sein.

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