Mediaspree: Noch mehr Shopping und Living
Zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße entsteht ein neues Einkaufszentrum. Vertragliche Grundlagen wurden schon vor acht Jahren geschaffen.
Berlin bekommt ein weiteres großes Einkaufszentrum. Zwischen der Arena am Ostbahnhof und der Warschauer Straße wird der Münchner Investor CKV eine Einkaufsmeile mit 120 Geschäften auf einer Verkaufsfläche von 24.800 Quadratmetern errichten. Das Startsignal dafür gab am Mittwochabend der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg.
Viel Zustimmung bekam Christian Krawinkel, der Geschäftsführer der CKV, allerdings nicht, als er sein Projekt den Bezirksverordneten vorstellte. "Im Grunde gab es keinen, der sich dafür ausgesprochen hat, nicht einmal die CDU", sagte Florian Schärdel, der Vorsitzende des Ausschusses.
Zudem gab es Gerüchte, dass die CKV weit mehr als die zulässige Fläche errichten möchte - die Rede war von bis zu 35.000 Quadratmetern. Zum Vergleich: Die Galeries Lafayette an der Friedrichstraße haben 5.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Die drei Areale des Ringcenters an der Frankfurter Allee haben zusammen 45.000 Quadratmeter. Auf dem Gelände des US-Investors Anschütz, auf dem die CKV nun bauen will, sind laut Bebauungsplan 27.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zulässig.
Dass Krawinkel etwas unter der möglichen Marge blieb, wertet Franz Schulz, grüner Bürgermeister des Bezirks, als Erfolg. Ansonsten weist er jede Verantwortung für das Einkaufsmonstrum zurück. Das gehe zurück auf einen städtebaulichen Vertrag, den der ehemalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) mit Anschutz und dem Bezirk persönlich ausgehandelt habe. "Strieder hat dem Investor damals sogar 50.000 Quadratmeter angeboten", ärgert sich Schulz noch heute. "Bei Vorgesprächen mit der Senatsverwaltung war zuvor von 5.000 Quadratmetern die Rede."
Den Schwarzen Peter des Bezirks will die Stadtentwicklungsverwaltung allerdings nicht annehmen. "Für die städtebauliche Planung und die Bebauungsplanung ist der Bezirk zuständig. Das war damals nicht anders als heute", sagt Verwaltungssprecherin Daniela Augenstein. Sie räumt allerdings ein, dass man 2004, als der städtebauliche Vertrag mit Anschutz schließlich unterzeichnet wurde, noch nicht so sensibel für dieses Thema war.
Unterdessen konnte der Bezirk auf dem benachbarten ehemaligen BSR Gelände die Planung auf Normalmaß reduzieren. "Hier verzichtet die CKV inzwischen auf das geplante Hochhaus", freut sich Schulz. Auch einen Uferweg an der Spree mit einer Breite von zwanzig Metern soll es geben. "Das ist ein Verhandlungserfolg."
Auch das Thema Wohnen soll an der Spree künftig eine größere Rolle einnehmen. Senat und Bezirk haben sich bereits auf eine Stärkung des Wohnanteils geeinigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid