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■ MediaBazaarFocus verknackt

Bremen (taz) – Focus hat mit einem „auf angeblichen Informationen Dritter und Hörensagen beruhenden Bericht in eklatanter Weise den journalistischen Sorgfaltspflichten widersprochen“. Davon jedenfalls geht das Bremer Landgericht in einem Urteil aus, mit dem das Münchener Nachrichtenmagazin zur Unterlassung aller diffamierenden Behauptungen über den in Bremen lebenden kurdischen Asylberechtigten Sait Bilgin verpflichtet worden ist. Bei Zuwiderhandlung droht Chefredakteur Helmut Markwort ab sofort ein „Ordnungsgeld bis zu 500.000 Mark, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten“.

Das Blatt hatte Ende September im Rahmen eines reißerischen Artikels über Organisierte Kriminalität in Deutschland ein Porträtfoto von Bilgin mit der Unterzeile „Brutaler PKK-Kassierer: Bremer Kurde Sait Bilgin“ veröffentlicht. Auch im Text wurde er als „gefürchteter PKK-Kassierer“ und „Schläger“ erwähnt, der „Gewinne der Bremer Rauschgifthändler“ abschöpfe. „Nichts davon ist wahr“, versicherte Bilgin damals und ging juristisch gegen Focus vor. Bilgin war 1992 aus der Türkei nach Bremen geflohen, weil er in seiner kurdischen Heimat als oppositioneller Lehrer verfolgt worden war.

Zum Beleg seiner Behauptungen hatte Focus auf „V-Mann-Erkenntnisse“ verwiesen, für „gerichtsverwertbare Beweise“ hatte es in Bremen „bisher noch nicht“ gereicht. Focus-Chef Markwort müsse sich „entgegenhalten lassen“, so das Gericht, „daß die über Sait Bilgin aufgestellten Behauptungen auf unzureichenden Ermittlungen ihres Wahrheitsgehalts und fehlender oder mangelhafter Abwägung seiner Schutzrechte beruhen“.

Tatsächlich hatte ein Focus- Reporter im April ein Mitglied der zivilen Bremer „Sonderermittlungsgruppe Drogenkriminalität“ begleitet und bei einer Routineüberprüfung auch das später veröffentlichte Foto von Bilgin gemacht. Der entsprechende Beamte ist inzwischen vom Bremer Polizeichef Albert Lohse für sein „ziemlich naives Verhalten“ ermahnt worden. Er „bedauere“ die Veröffentlichung des Bildes, teilte Lohse auf Anfrage mit.Dirk Asendorpf

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