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■ MediaBazaarFreiwilliger Rücktritt

Eines machte Friedrich Nowottny, den WDR-Intendanten, am Montag vergnügt: „Ich bin froh, daß ich mit dieser Personalie nichts zu tun habe.“ Diese Personalie – das ist seine eigene Nachfolge. Gerade hatte er nämlich den (mehr oder weniger) überraschten WDR-Direktoren bekanntgegeben, er werde nach zehn Jahren – eins früher als geplant – seinen Stuhl räumen. Jetzt soll sein Nachfolger schon Mitte dieses Jahres anfangen. Nachdem der WDR offiziell verlautbart hatte, „ausschließlich persönliche Gründe“ seien dafür verantwortlich, erkundigten sich manche nach Nowottnys Gesundheit. Doch ORB-Kollege Hansjürgen Rosenbauer, selbst gerüchteweise als potentieller Bewerber gehandelt, wußte solche Spekulationen zu zerstreuen: „Auf der letzten Intendantentagung war er noch quicklebendig.“

Der Meister selbst lüftete dann doch noch im hauseigenen Hörfunk seine Motive: 1996 sei die Zeit, „in der über den Gebührenstaatsvertrag mit sicherlich ungewöhnlicher Heftigkeit gestritten werden wird“. Das sei ein „Beißgefecht“, in das man nicht „mit wackeligen Zähnen geht“. Bislang war Nowottny als Chef der größten und finanzkräftigsten ARD-Anstalt zwar nicht durch Zahnlosigkeit aufgefallen, schon gar nicht, wenn es gegen diejenigen in CDU und CSU ging, für die der WDR immer noch als roter Sender, die ARD als linksliberal und die Fernsehgebühr angesichts der scheinewinkenden Werbewirtschaft als überflüssig gilt. Doch in der Tat: Das Hauen und Stechen um eine Gebührenerhöhung zum 1.1.97 hat schon begonnen. Es spricht schon einiges dafür, den Reiter nicht mittendrin zu wechseln.

Seinen eigenen Favoriten, den WDR-Hörfunkdirektor Fritz Pleitgen, hat Nowottny selbst just in time plaziert und just per 1. Januar zum stellvertretenden Intendanten ernannt. Turnusgemäß, aber vielleicht doch kein Zufall. Trotz der Vielzahl möglicher anderer Kandidaten gelten Pleitgens Aussichten als die besten. „Im Gegensatz zu Konkurrent Günter Struve, dem ARD-Programmdirektor“, streut der Kölner Stadtanzeiger, der schließlich am nächsten dransitzt, „gilt er als berechenbar, loyal und kollegial.“Michael Rediske

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