■ MediaBazaar: Front gegen Gerichts-TV
Hamburg (dpa) – Gegen Fernsehkameras in deutschen Gerichtssälen nach Vorbild des Simpson- Prozesses in den USA haben sich Rechtspolitikerinnen und Juristinnen gewandt. Sie widersprachen damit am Wochenende dem ARD-Vorsitzenden Albert Scharf („Anspruch auf umfassende Berichterstattung – auch in Form von Fernsehbildern“). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) sagte, der Schutz der Persönlichkeitsrechte stehe dem Gerichts-TV entgegen. Auch könne eine ungehinderte Wahrheitsfindung nicht gewährleistet werden. Es werde kaum einen Zeugen geben, der sich vor der Kamera noch genauso verhalte wie ohne „Live-Übertragung“. Gerichtsfernsehen sei auf der Suche nach Sensationen, die nichts mit dem Rechtsalltag der Bürger zu tun hätten. Auch die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes, Jutta Limbach, sprach sich gegen laufende Kameras in Gerichtssälen aus. „Ich bin sehr skeptisch, weil ich befürchte, daß dadurch die richterliche Wahrheitssuche beeinträchtigt wird.“ Vor Kameras sei die Unbefangenheit der Prozeßbeteiligten bedroht. SPD-Bundesgeschäftsführer Günter Verheugen sagte: „Vor Gericht sind Menschen in einer Extremsituation. Da haben Kameras nichts zu suchen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen