■ Soundcheck: Me Shell Ndege Ocello / Dionne Warwick / Will Downing
Gehört: Me'Shell Ndegé Ocello. Sie machte von Anfang an alles klar: hier geht es nicht um die Bestätigung des herkömmlichen bis zum rassistischen Klischee überstrapazierten Rollenmodells für schwarze Sängerinnen. Me'Shell hatte im ausverkauften Mojo Club die Skimütze weit in die Stirn gezogen und trug eine schlecht geschnittene Jeans. Der Auftritt sollte nicht von ihrem Körper, sondern von ihrer Musik handeln. Der Jazz-Funk ihrer sechsköpfigen Band legte immer wieder einen verführerischen Teppich aus, um dann überraschend auszutrudeln. In diesen Pausen zwang die black poetress das Publikum zum Wort. Mit einer Tonlage, die man eher hartgesottenen Rappern zutraut, erzählte sie eindringlich von positiven Empfindungen wie von den Stimmen in ihrem Kopf, die sie locken, dem alltäglichen Rassismus mit Gewalt entgegenzutreten. Dabei blickte das Publikum auf ein Plakat mit der Botschaft: Kein Eintritt für Schwarze! Widersprüche und Brüche, die am Ende in dissonaten Improvisationen auch musikalisch umgesetzt wurden. Im Ganzen ebenso klasse wie komplex. Volker Marquardt
Gehört: Dionne Warwick/Will Downing. Die Diva und der Stimmakrobat. Will Downing durfte das CCH-Publikum mit seiner sicheren Soulstimme, einem hervorragenden Musikensemble und zurückhaltendem Charme nur anwärmen. Mit seinen beeindruckenden Modulationen von der Kopfstimme bis zum gehauchten Brummbass hätte Mister „Love Supreme“ allerdings mehr Bühnenzeit als nur eine Dreiviertelstunde verdient. Es half nichts, er mußte räumen. Es erschien, umjubelt, Dionne Warwick, ebenfalls stimmsicher, aber ganz Diva. Obercool präsentierte sie Hits und neue Songs, nicht ohne zu erklären, welch tolle Leute sie exklusiv für sie geschrieben haben. Zugaben für das stehend applaudierende Publikum? Wozu? Ab in die Garderobe. So is Showbiz. weh
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