: McDonnell Douglas und Taiwan Aerospace unterzeichnen Vorvertrag
■ Zwei Milliarden Dollar für 40prozentige Beteiligung an der Boeing- und Airbus-Konkurrenz
New York (dpa/taz) — Die Taiwan Aerospace Corp. kann bis zu 40 Prozent des Verkehrsflugzeug-Geschäfts des amerikanischen Herstellers McDonnell Douglas Corporation für zwei Milliarden Dollar (3,2 Milliarden DM) kaufen. Wie das Unternehmen mitteilte, soll eine endgültige Einigung bis Ende Januar 1992 erzielt werden. Sie muß von den Regierungen beider Länder unterzeichnet werden. In Washington ist der Vorvertrag auf scharfe Kritik gestoßen. Viele Politiker befürchten einen Ausverkauf amerikanischer Technologie.
Die McDonnell Douglas wird zunächst ihre eigene Verkehrsflugzeug-Sparte vom Rüstungsgeschäft und den anderen Geschäftsbereichen trennen. Dann wird dieser Bereich in eine neue Gesellschaft eingebracht, an der sich die Taiwan Aerospace zu 40 Prozent beteiligen soll. Das Geld will die McDonnell zum Abbau ihres bei 2,7 Milliarden Dollar liegenden Schuldenberges benutzen. Die Gesellschaft ist der größte Rüstungskonzern der USA mit einem Umsatz von über 16 Milliarden Dollar.
Das Joint-Venture mit Taiwan wird zu einer Produktionsteilung für den in der Entwicklung befindlichen neuen Jumbo-Jet MD-12 führen. Die Entwicklung dieser Maschine kostet vier Milliarden Dollar. Das mit drei Triebwerken ausgestattete Flugzeug soll mit der Boeing 747 konkurrieren. Es hat eine Reichweite von 14.800 Kilometern und ist für 375 Passagiere ausgelegt. Es soll 1997 in Dienst gestellt werden. Die Flügel und der Rumpf sollen in Taiwan produziert werden, wo die Fertigungskosten um 20 Prozent niedriger sind als in den USA. Die Endmontage soll dann in einer neuen McDonnell-Fabrik in den USA erfolgen. Taipeh erwartet dadurch jährliche Exporte von fünf Milliarden Dollar.
McDonnell kann als schwächster der großen internationalen Flugzeughersteller keinen Alleingang mehr verkraften. Während Boeing den internationalen Verkehrsflugzeugmarkt noch immer dominiert, hat die europäische Airbus Industrie mit 28 Prozent Marktanteil die McDonnell Douglas (zehn Prozent) abgehängt. Jetzt will McDonnell durch die asiatische Allianz zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einmal soll das Unternehmen zum kostengünstigsten Hersteller gemacht werden. Zum anderen will man neue Marktchancen für McDonnell im rasant wachsenden pazifischen Flugzeugmarkt wahrnehmen.
Taiwan Aerospace, erst im Sommer gegründet, verfügt außer über ein Büro und große Geldmittel bislang nur über eine leere Fabrik.
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