■ McCash Flows Orakel: Schielen nach Tokyo
So hauchdünn der Wallmann–Sieg, so minimal auch die Hausse, den die Hessenwahl zu Beginn der vergangenen Woche den deutschen Börsen bescherte - Donnerstag und Freitag ging es schon wieder bergab. Von den massiven Käufen japanischer Investoren, die schon in den Tagen vor der Landtagswahl für gute Stimmung auf dem Parkett sorgten, war ebenfalls nichts mehr zu spüren - die Favoriten der Japaner - Siemens, Großchemie, Daimler - mußten zweistellige Kursverluste hinnehmen. Beobachter münzten daraufhin die voreilige Frühjahrseuphorie (“Die Japaner sind da!“) in vorläufige „Testkäufe“ um. Daß schon ein „Test“ von japanischer Seite ausreicht, einen kleinen Boom zu entfachen, liegt an der gigantischen Summe, die Nippons Wirtschaft im Ausland investiert (über 80 diesem Riesen–Topf kaum eine Rolle - der hiesigen Börse beschert sie neben kräftigen Kurssteigerungen der betreffenden Aktie schon euphorische Grundstimmung. Und einiges spricht ja auch dafür, daß Tokyo demnächst den europäischen Markt wiederentdeckt: Das Yen / Dollar–Verhältnis ist von der absoluten Schmerzgrenze nicht mehr weit entfernt und hat sich in den letzten Monaten weitaus dramatischer zugespitzt als die Parität des Yen zu den europäischen Währungen. Wie gering das Interesse der USA an einer Stärkung des Dollars ist, zeigen die vagen Zugeständnisse beim letzten Währungstreffen, daß man an einer Stabilisierung interessiert sei - also allenfalls am derzeitigen Niveau. (Mc Cash Flows Prognose, daß wir den Dollar in einem Jahr auf 1,50 DM sehen, wird aufrechterhalten!) Zudem hat die Hausse in Wall Street Dimensionen erreicht, die dem Zen–Blick des Yen– Kapitals nicht mehr lange geheuer erscheinen können; was liegt da näher als die Hinwendung zum derzeitigen Schlußlicht der Welt–Börsen–Liga - der Börsenplatz Mainhattan steht in den 87er Saison bisher nicht besser als die Frankfurter Eintracht, und die ist Viertletzter.
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