McCain kämpft um Partei-Basis: "Möchtegern-Republikaner"

Nach Mitt Romneys Rückzug versucht John McCain, die Basis der Republikaner hinter sich zu versammeln. So erhofft er sich Chancen gegen Demokraten.

Manche nennen ihn "Rino", für "Republican in name only". Bild: reuters

WASHINGTON taz Nur Minuten bevor er seine Ankündigung machte, jagte die Nachricht von Mitt Romneys Ausstieg schon durchs Internet. Weil es aber im Ballsaal des Washingtoner Tagungshotels keinen Handyempfang gab, traf Romneys Ankündigung die rund 1.000 versammelten Republikaner völlig unvorbereitet. "Es ist Zeit für mich, zur Seite zu treten", sagte der Präsidentschaftsbewerber den einflussreichen Mitgliedern der Conservative Political Action Conference (CPAC) am Donnerstagmittag. "Nein, nein", riefen einige, "kämpf weiter", schrien andere. Doch das magere Super-Tuesday-Ergebnis hatte den erfolgsgewohnten Geschäftsmann wohl davon überzeugt, dass es aussichtslos ist, gegen seinen Rivalen im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, John McCain, zu gewinnen.

Erst in seiner Abschiedserklärung zeigte der Mormone die emotionale Seite, die viele an ihm vermissten. Als er davon sprach, dass er zurücktrete, um nicht die "Einheit der Republikanischen Partei in Zeiten des Krieges" zu gefährden, kämpfte er einen kurzen Moment gegen die Tränen. Pathetisch rief er die Parteimitglieder auf, sich geschlossen gegen die Demokraten zu stellen, deren Politik es sei, "sich dem Terror zu ergeben".

So beeindruckt die aus dem ganzen Land nach Washington gereisten Republikaner schließlich von Romneys Auftritt waren, so kritisch blieben sie gegenüber seinem Konkurrenten John McCain, der nur zwei Stunden nach Romney die Bühne betrat. Obgleich der 71-Jährige am Dienstag das mit Abstand beste Wahlergebnis einfuhr, wollte bei seinem Erscheinen kein Jubel aufkommen. Der Kriegsveteran gilt der konservativen republikanischen Basis als zu liberal. Viele nennen ihn "Rino", für "Republican in name only", Möchte-gern-Republikaner, und spielen damit gleichzeitig auf sein fortgeschrittenes Alter an. Besorgt hatte sein Wahlkampfteam zuvor Busladungen junger Anhänger mit Wahlplakaten in das Hotel kutschiert und die Fans so verteilt, dass es halbwegs nach einer wohlgesonnen Kulisse aussah.

McCain nutzte Romneys Abgang und seine Rede vor der CPAC, um die Konservativen zu umwerben. Obgleich er noch nicht der offiziell Nominierte seiner Partei ist, sprach er gleich zu Beginn davon, die Demokraten nur geeint schlagen zu können, "in einem harten Wahlkampf, basierend auf republikanischen Prinzipien".

McCain entschuldigte sich nicht für frühere Entscheidungen, wie zum Beispiel seine Gesetzesinitiative für die Einbürgerung illegaler Immigranten. Aber er versprach, "mich in Zukunft in enger Abstimmung mit Konservativen zu beraten". Wichtiger als alle Differenzen untereinander sei, gegen die Demokraten zu siegen, "mit denen unser Land zurückfallen würde".

ADRIENNE WOLTERSDORF

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