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Maulwurf und Wirt

■ Munteres Intrigenspiel bei Hansa Rostock — Vizepräsident Fritz Weber ist zurückgetreten

Rostock (dpa/taz) — Auch in der Winterpause mag das Konglomerat aus Eitelkeit, Machtgier und Dilettantismus, das die Geschicke des Fußball-Bundesligisten Hansa Rostock leitet, nicht davon ablassen, zünftig übereinander herzufallen. „Feierabend, Ende, aus — ich habe die Nase voll von Kische“, so schimpfte Fritz Weber, seit sechs Monaten Vizepräsident des Clubs und trat von seinem Amt zurück. Er habe es satt, sich vom Vereinspräsidenten Gerd Kische in der Öffentlichkeit beleidigen zu lassen. „Kische hat in den letzten Tagen sogar in meiner Firma angerufen und mich bei meinen Chefs verleumdet. Selbst mein Privatleben hat er in den Dreck gezogen. Das sind übelste Methoden.“

Hintergrund des Streits ist die Abmahnung, die das Präsidium Trainer Uwe Reinders vor vier Wochen wegen vereinsschädigenden Verhaltens ausgesprochen hat. Nachdem sich der Coach für seine kritischen Äußerungen in der Öffentlichkeit entschuldigt hatte, sprach sich Weber, auf dessen Betreiben die Abmahnung zustande gekommen war, dafür aus, diese zurückzunehmen. Kische nannte ihn daraufhin „Maulwurf und Lügner“ und drohte seinen Rücktritt an, falls die Abmahnung tatsächlich zurückgenommen werde.

Nächster Höhepunkt im Rostocker Komödienstadel dürfte die Mitgliederversammlung am 8. Februar werden, denn der vorläufig Unterlegene im Hahnenkampf, Fritz Weber, will weiterhin Mitglied des FC Hansa bleiben und auf der Versammlung Rechenschaft ablegen. „Ich bin nun nicht mehr zu Loyalität mit dem Präsidium verpflichtet und werde kein Blatt vor den Mund nehmen“, kündigte der 44jährige an.

Sollte Kische letztlich den Kürzeren ziehen, braucht er sich zumindest um seine berufliche Zukunft offenbar keine Sorgen zu machen. Bis Dezember war er offiziell Angestellter des Hansa-Pressesprechers Hans-Joachim Laucke, der eine Gesellschaft für Vermögensanlagen in Braunschweig leitete. Nachdem dieses Unternehmen in Konkurs gegangen sei, so Weber, habe der Kaufmann Michael Quandt, ebenfalls in der Führung von Hansa tätig und heißester Kandidat für den Vizepräsidentenjob, dem arbeitslosen Präsidenten angeboten, einen Landgasthof als Wirt zu übernehmen.

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