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Maulkorb

■ betr.: „Die ARD ist unanständig“, taz vom 28. 1. 95, „Schlechtwetter für ARD-Frösche“, taz vom 2. 2. 95

Ein Skandal ist der Vorstoß der Herren Stoiber (CSU) und Biedenkopf (CDU), die eine Reform der ARD wünschen. Die Rundfunkfreiheit in Deutschland ist in Gefahr. Es soll der kritische Journalismus in der deutschen Medienlandschaft verstummen. Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung soll beschnitten werden.

Und da meldet sich auch noch ein Herr Kohl zu Wort. Der Kanzler, der mit der Wahrheit schon immer Probleme hatte. Verärgert über die Wahrheit zum Versagen der deutschen Außenpolitik im Tschetschenienkonflikt fordert er das Aus für kritischen Journalismus in der ARD. Eine Glosse in der Sendung „Monitor“ war für ihn zu bitter. Es zeigt sich, daß Kohl auch lernfähig sein kann: Der Ratschlag, der Sturm auf die ARD, könnte von seinem Freund Boris Jelzin stammen. In Rußland geht man ähnlich mit den Medien um.

Wie trostlos sähe die Medienlandschaft ohne die ARD aus. Gerade Herr Stoiber sollte bedenken, daß ohne die ARD der Schwarze Kanal aus München verstummt. Wie langweilig wird der Fernsehabend ohne Report aus München. Ist diese Sendung eines der wenigen Überbleibsel aus dem Kalten Krieg. Kompliment für die Fernsehmacher aus Bayern, Karl-Eduard von Schnitzler (SED) konnte nicht besser sudeln.

Wir haben doch (k)eine Alternative. Ich meine die privaten Sendeanstalten. Das Angebot ist so reichhaltig: Gewalt, Action, Werbung, Sex, Hofberichterstattung und Glücksspiele. Die Schwelle der Gewaltbereitschaft muß gepflegt werden.

Hände weg von der ARD! Detlef Himmelreich,

Dorndorf-Steudnitz

erleichtert, aber befremdet haben wir Ihrem Brief an den Intendanten des WDR entnommen, daß auch Sie sich der „Tragik dieses Krieges und der Opfer“, dem „Leid und Elend der Menschen in Tschetschenien“ bewußt sind. Befremdet deshalb, weil sich unserer Meinung nach hieraus ein großer Handlungsbedarf ableitet, der, ernstgenommen, eine fachliche Antwort auf den Beitrag der Sendung „Monitor“ erlaubt oder sogar diesem Beitrag die Grundlage entzogen hätte. Wir bedauern es jedoch sehr, daß die einzigen Initiativen von deutscher Seite gegen diesen Krieg in Bekundungen von Betroffenheit und Sorge bestehen.

Aus der Kritik an der Satire eine Kritik am Konzept des öffentlich- rechtlichen Fernsehens abzuleiten, vermengt Ihre persönlichen Interessen mit denen der Öffentlichkeit. Es mutet seltsam an, daß sich die ARD nach wie vor großer Beliebtheit bei den Zuschauern erfreut, Vorwürfe, laute Kritik und die Frage nach dem „Fortbestand der ARD“ jedoch nur von führenden Politikern zu hören sind. Ist die ARD diesen Leuten zu unbequem?

Noch immer läßt sich nach kurzem Blick in das Fernsehprogramm erkennen, daß die ARD mit all den ihr angeschlossenen Anstalten einen wichtigen „Beitrag zur Qualität der Medienkultur unseres Landes leistet“. Jörn Jörns, Tobias Müller,

Wannweil

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