piwik no script img

Maulkorb in Meck-Pomm

■ Polizeidirektor: Überfälle dürfen nicht ohne Zustimmung veröffentlicht werden

Schwerin (dpa) – Das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern und dessen Staatssekretär Klaus Letzgus (CSU) geraten unter Druck. Der Leiter der Polizeidirektion Schwerin, Werner Grosche, bekräftigte gestern, das Ministerium habe den Polizeistellen des Landes im Zusammenhang mit den Vorkommnissen auf Zeltpätzen einen Maulkorb verpaßt. Es habe klare Anweisungen an die Polizeidirektionen gegeben, die Vorfälle nicht ohne die Zustimmung des Ministeriums zu veröffentlichen.

Grosche widersprach damit der Version des Schweriner Innenministeriums, wonach die Weitergabe von Informationen nicht eingeschränkt worden sei. Der PDS- Landesvorsitzende Helmut Holter forderte die Rückkehr von Innenminister Rudi Geil (CDU) aus dem Urlaub. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Harald Ringstorff, hatte dem Staatssekretär am Donnerstag abend Irreführung der Öffentlichkeit vorgehalten und wirkungsvolle Konzepte gegen Gewalttäter gefordert.

Letzgus wies die Vorwürfe zurück. Er habe nur auf einen bereits bestehenden Medienerlaß hingewiesen. Dieser soll laut Grosche lauten: „Jede Presse- und Medieninformation über Vorkommnisse auf Zelt- und Campingplätzen ist vor Veröffentlichung dem Lagezentrum im Innenministerium mitzuteilen und Zustimmung über II St (Staatssekretär) einzuholen.“

Uneinigkeit herrscht auch zwischen der Staatsanwaltschaft Stralsund und der Polizeidirektion in Anklam über einen Überfall auf Usedom vom vergangenen Wochenende. Die Staatsanwaltschaft bekräftigte am Freitag, im Fall der lebensgefährlich verletzten Touristin auf Usedom nicht rechtzeitig informiert worden zu sein. Die Polizei bestritt dies. Nach der Attacke von sechs Jugendlichen auf den Betreuer einer 24köpfigen Kindergruppe in der Nähe eines Ferienlagers bei Schlowe ermittelt die Polizei inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen