Mauerpark sucht Paten: Initiative pumpt Freunde an
Die Stiftung Welt-Bürger-Park sammelt Geld, um die zur Fertigstellung benötigte Fläche zu kaufen. Unklar ist, wie viel sie braucht.
Unter einem Aufruf an die Welt macht es eine Stiftung mit dem Namen Welt-Bürger-Park natürlich nicht: "Citizens of the World - Buy your Mauerpark!" lautet der Aufruf, der in der deutschen Version nicht weniger pathetisch als "Weltbürger - kauft euren Mauerpark!" daherkommt. Er steht auf den frisch gedruckten Flyern der jüngst gegründeten Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Mauerpark fertigzustellen und die dafür benötigte Fläche vom aktuellen Eigentümer, der Vivico Immobiliengesellschaft, zu kaufen.
Der Mauerpark in seiner derzeitigen Größe wurde Mitte der 1990er Jahre mit Geld der Allianz Umweltstiftung angelegt. Acht Hektar ist er bislang groß - zu wenig für die Umweltstiftung, die ihre Spende von damals 4,5 Millionen Mark an die Bedingung geknüpft hatte, dass eine mindestens 10 Hektar große Grünfläche entsteht. Bis 2010 sollte das geschehen, ansonsten drohte dem Land Berlin eine Rückzahlungsforderung.
Eigentümer will bauen
Derzeit liegt diese Forderung jedoch auf Eis. Denn die einzige Fläche, die für eine Erweiterung infrage käme, gehört der Vivico, die hier lieber bauen würde. Sämtliche Vermittlungsversuche des Bezirks Mitte, zu dem das Grundstück gehört, sind bislang gescheitert: Bürger hatten sich gegen die Pläne gewehrt, Teile des Geländes im Tausch gegen Parkland zur Bebauung freizugeben. Nun ergreifen sie selbst die Initiative.
"Wir wollen einen 14 Hektar großen, gänzlich unbebauten Park", sagt Heiner Funken von der Stiftung Welt-Bürger-Park. Das Geld dafür soll bei Freunden des Mauerparks in der ganzen Welt gesammelt werden. Wie viel genau benötigt werde, wisse man jedoch nicht. "Uns schwebt vor, das Gelände als Grünfläche zu kaufen, als die es derzeit im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist." Die Stiftung hofft, dass der Bezirk Mitte dieses Vorhaben nach der Wahl mit einem entsprechenden Bebauungsplan unterstützt. Zusagen oder Absprachen mit dem jetzigen Eigentümer des Grundstücks gebe es aber nicht.
Ähnlich vage bleiben auch die Angaben, bis wann ein Kauf abgewickelt werden soll. "Die Politik hat zwei Legislaturperioden daran herumgeschraubt, ohne Ergebnis. So lange werden wir nicht benötigen", meint Funken. Auf die Frage, wer sich denn im Falle eines Kaufs um die Grünfläche kümmern werde und ob der Flohmarkt am Mauerpark auf dem Stiftungsgelände eine Zukunft habe, sagt Stiftungsmitglied Frank Möller: "Die Bürger sollen den Park mitgestalten, wir werden sie in die Entscheidungen mit einbeziehen, wenn es so weit ist." Auf bereits vorliegende Konzepte will die Initiative dabei nicht zurückgreifen. "Wir wollen ganz neu anfangen und keine alten Geburtsfehler mit uns herumtragen", sagt Funken.
Zur ersten offenen Diskussion über die Zukunft des Mauerparks lädt die Stiftung für den kommenden Samstag von 14 bis 18 Uhr in das Amphitheater im Park ein. Kampagnen, bei denen man etwa den Mauerpark symbolisch und pixelweise kaufen kann, sollen folgen. Auch wenn die Stiftung eine private Initiative ist, wird das Land nicht gänzlich aus seiner Verantwortung entlassen: "Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Parkfertigstellung Sache des Landes Berlin ist", sagt Funken. "Wir greifen da nur unter die Arme."
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