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■ Massenvergewaltigung in MarokkoPolizeichef angeklagt

Rabat (dpa) – Der Geheimdienstchef der marokkanischen Polizei in Casablanca, Mustapha Tabit, soll mindestens 518, nach eigenen Aussagen sogar rund 1.600 Frauen vergewaltigt haben. Gegen ihn wird nach spanischen Presseberichten vom Montag vor einem Gericht in Casablanca verhandelt. Der Prozeß werde in der marokkanischen Öffentlichkeit – angeblich wegen des Fastenmonats Ramadan – nahezu verschwiegen, hieß es.

Jahrelang hat Tabit seine Machtstellung als Geheimpolizist – so die Anklage – dazu benutzt, in seinem Büro Frauen unter der Androhung von Gewalt oder schwerer Nachteile und durch falsche Versprechungen zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Die Vergewaltigungen soll er mit einer versteckten Videokamera und Mikrophonen aufgezeichnet und die Aufnahmen später verkauft haben. Inzwischen haben 27 Frauen Anzeige erstattet. Im Verlauf des Verfahrens sind erschütternde Details bekanntgeworden: So sprang ein junges Mädchen auf der Flucht vor Tabit aus dem Fenster und stürzte zu Tode. Der Kommissar wurde nur versetzt und wegen dieses Vorfalls nie angeklagt. Tabit nutzte den Besuch von Bittstellerinnen, die etwa ein Führungszeugnis brauchten oder deren Männer in Haft saßen, zu den Vergewaltigungen. Mit schweren Drohungen brachte er fast alle Opfer dazu, den Vorfall zu verschweigen.

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