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Massenproteste im IrakSchwarzer Rauch, leere Straßen

Im Irak gehen Tausende Menschen auf die Straße. Sie fordern ein Ende der Korruption, eine bessere Grundversorgung und mehr Arbeitsplätze.

Wut: Angetrieben werden die Protestler vor allem durch wirtschaftliche Missstände Foto: reuters

Bagdad ap | Irakische Sicherheitskräfte haben gegen mehrere Hundert Demonstranten in Bagdad nach dem Bekanntgeben einer Ausgangssperre Tränengas eingesetzt. Bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften sind in verschiedenen Provinzen des Landes seit Dienstag mindestens neun Menschen Berichten zufolge getötet und Hunderte verletzt worden.

Die Proteste scheinen spontan zu sein und keine politischen Anführer zu haben. Angetrieben werden die Protestler vor allem durch wirtschaftliche Missstände. Sie fordern ein Ende der Korruption im Irak, eine bessere Grundversorgung und mehr Arbeitsplätze. Die Demonstrationen organisieren sie online.

Die Ausgangssperre wurde am Donnerstag nach einem Treffen der irakischen Regierung bekanntgegeben. Sie solle „den allgemeinen Frieden schützen“ und Demonstranten vor Angreifern schützen, die Angriffe gegen Sicherheitskräfte und öffentliches Eigentum verübt hätten, teilten die Behörden mit. Von der Ausgangssperre sind Reisende vom und zum Flughafen von Bagdad ausgenommen.

Die Straßen von Bagdad waren am Donnerstagmorgen größtenteils leer. Auf dem zentralen Tahrir-Platz waren hunderte junge Demonstranten versammelt. An beiden Protesttagen feuerten Einsatzkräfte mit scharfer Munition und setzten Tränengas ein. „Den Tahrir-Platz haben sie zu Tahrir-Kasernen umgewandelt“, sagt der 24-jährige Hussein Saleh. „Da gibt es mehr Sicherheitskräfte als Protestierende.“

Über Bagdad hing schwarzer Rauch; Demonstranten steckten Reifen und Müllcontainer in Brand. Zwischendurch waren Schüsse zu hören. Nach Angaben der von den USA geführten Koalition waren Explosionen in der stark gesicherten Grünen Zone von Bagdad zu hören, wo Regierungsbüros und Botschaften untergebracht sind. Es laufe eine Untersuchung. Es sei keine Koalitionseinrichtung getroffen worden.

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