■ Kommentar: MasochistenQualen
Nicht erst seit der brutal verlorenen Bürgerschaftswahl zeigt die Bremer SPD einen ausgeprägten Hang zum Masochismus. Aber noch nie war er so stark wie in den ersten zwei Jahren der laufenden Legislaturperiode. Zwei Vorsitzende hat die Partei dabei verbraucht, einmal sogar den kompletten Landesvorstand ausgetauscht. „Es gibt bei uns eine Neigung zum Baden in der Unzufriedenheit“, formulierte das am Samstag vornehm die vorerst letzte SPD-Landesvorsitzende, Tine Wischer. Lange Zeit schien es, als sei der Lustgewinn an der Selbstzerfleischung das einzige, was den Parteiladen in Bremen noch zusammenhält.
Aber immerhin: er hat zusammengehalten. Jetzt steht die Bremer SPD vor einer noch viel schärferen Bedrohung: Keiner traut sich mehr zu stören. Es gehört geradezu zum neuen guten Ton, Asche aufs eigene Haupt zu streuen, dabei aber niemanden und auch sich selber nicht auszunehmen. Tine Wischer machte es am Samstag vor und nicht wenige Parteitagsdelegierte machten es nach. Die fatale Folge solcher Strategie zeichnete sich am Samstag schon ab: allgemeine Lustlosigkeit. Denn nichts quält den wahren Masochisten mehr, als wenn er nicht mehr gequält wird. Dirk Asendorpf
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