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Markus Völker über TV-Rechte im FußballEngland weckt Gelüste

England setzt den Trend. In der Premier League haben sich die Fußballklubs über einen sagenhaften Fernsehvertrag freuen dürfen: 2,3 Milliarden Euro werden pro Jahr ausgeschüttet. In der deutschen Bundesliga lebt man im Vergleich dazu in prekären Verhältnissen, denn die Klubs müssen mit 850 Millionen Euro auskommen. Im globalisierten Wettbewerb ist das ein klarer Nachteil, zumal deutsche Klubs auch nicht einfach so von Investoren aus den USA, Thailand oder dem Nahen Osten aufgekauft werden können, jedenfalls nicht als Komplettpaket.

Den englischen Geldadel um Manchester City oder den FC Arsenal vor Augen, ist Karl-Heinz Rummenigge kürzlich beim Kartellamt vorstellig geworden, um die Interessen der deutschen Klubs zu vertreten. Und siehe da: Nun ist es im Bereich des Möglichen, dass auch die Bundesliga bald die Milliardengrenze durchbricht. Mithilfe der Kartellwächter ist folgendes Modell zur raschen Geldvermehrung angedacht: Sämtliche Live-Spiele erhält künftig nicht mehr nur ein Anbieter. Mehrere sollen zum Zug kommen. Bis Ende der kommenden Saison genießt der Bezahlsender Sky dieses Privileg. Sollte es wirklich zu diesem Splitting kommen, dann haben die Bundesligisten etwas davon.

Aber profitiert auch der Fußballfan, vulgo: der wackere Endverbraucher der schönen TV-Bilder? Eher nicht. Denn er müsste künftig nicht nur ein Saisonticket von Sky kaufen, sondern auch bei einem zweiten oder dritten Live-Anbieter. Und falls sich ARD und ZDF am Bieterwettstreit beteiligen, ist eine Diskussion über die sinnvolle Verwendung von Gebührengeld programmiert, denn billig wird das bestimmt nicht.

Die ursprüngliche Aufgabe des Kartellamts ist es, zum Wohle des Konsumenten Monopole zu verhindern. In diesem Fall scheint das zweifelhaft. Es besteht vielmehr die Gefahr, dass sich die Behörde zum Büttel des deutschen Profifußballs macht. Wer draufzahlt, wäre der Fan.

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