Marketing: Rennen für das Studium
Die HAW verpricht ihren Fakultäten kleine Zuschüsse, wenn Studierende beim HSH Nordbank Run mitlaufen. Gespendet von einer Firma, die von Studiengebühren profitiert.
An der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) geht das Hochschulmarketing neue Wege. Studierenden, die am 19. Juni beim HSH Nordbank Run in der Hafencity mitlaufen, bekommen die Teilnahmegebühr bezahlt. Zudem erhalten sie einen Kleinstzuschuss von zehn Euro für ihre Fakultät. Dasselbe gilt für Mitarbeiter und Professoren. Jene unter den sechs Fakultäten, die die meisten Läufer mobilisiert, bekommt weitere 1.000 Euro. Und jeder 100. der etwa 500 gemeldeten Studenten bekommt einmal Studiengebühren geschenkt.
"Unser Ziel ist es, als größtes Team beim HSH Nordbank Run zu starten, ihn trotz Bankenpleite zu nutzen, um auf die immer geringer werdende Finanzierung der Hamburger Hochschulen hinzuweisen", schreibt HAW-Kanzler Bernd in dem Aufruf "Gemeinsam für Kohle". Es gehe darum, den "inneren Schweinehund" zu überwinden und sich und anderen etwas Gutes zu tun.
Der Asta-Vorstand ist skeptisch. "Die HSH-Nordbank verantwortet im Hamburger Haushalt ein großes Loch", sagt der Vorsitzende Marc Alexander Holtz. "Wenn überhaupt, dann hätten wir nur mit einem kritischen Unterton auf die Aktion hingewiesen." Doch das hätten die Organisatoren nicht gewollt.
"Es ist eine unpassende PR-Aktion für eine Bank, die richtig Scheiße gebaut hat", ergänzt Asta-Referent Thomas Schertler. "Es ist krass, wie stark hier auf dem Campus dafür geworben wird." Die kleinen Summen, mit denen gelockt wird, stünden zudem in keinem Verhältnis zum Aufwand. 1.000 Euro reichten nicht einmal für Druckkosten einer Fakultät. Schertler: "Die Lehre ist bei uns chronisch unterfinanziert. Ohne Studiengebühren ginge nichts mehr." Wie Anfang Mai berichtet, ist der Asta unzufrieden, weil das Präsidium über 40 Prozent der Studiengebühren verfügt und den Fakultäten, die die Lehre betreiben, nur 60 Prozent verbleiben.
Bei dem Geld, das hier verlost wird, handelt es sich laut Klöver um Sponsorengelder der Firma Datenlotsen. Das ist die Firma, die auch an der HAW das neue Campus-Netzwerk "Elvis" betreibt, welches 2010 wiederum mit 200.000 Euro aus Studiengebühren bezahlt wird.
Die HSH-Nordbank hat den Hamburger Steuerzahler seit 2008 etwa 2,2 Milliarden Euro gekostet. Auch in diesem Jahr wirbt sie wieder für einen Lauf durch die Hafencity zum guten Zweck. Ein Läufer zahlt bis zu 20 Euro für die Teilnahme, von denen sechs Euro an die Aktion "Kinder helfen Kindern" gehen. Diese bezahlt 3.690 ärmeren Kindern den Beitrag für einen Sportverein. Zur Frage, welche Summe die HSH-Nordbank zur Aktion beisteuert, erklärt die Pressestelle: "Wir sind Namensgeber und auch finanziell engagiert."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste