Mario Götze und Fußballnationalelf: Experiment mit dem Musterschüler
So viel kreatives Potenzial gab es selten in der Zentrale des deutschen Fußballs: Gegen die Ukraine sollen Mario Götze und Mesut Özil gemeinsam auflaufen.
BERLIN taz | Joachim Löw muss gewusst haben, dass er nach Mario Götze gefragt werden würde. Ob die Welle der Begeisterung, die spätestens seit dessen Auftritt im Spiel gegen Brasilien durch Fußballdeutschland schwappt, auch den Bundestrainer ergriffen hat, blieb unklar. So zurückhaltend wie Löw Mittwoch in Hamburg hat sich in den letzten Monaten niemand über den jungen Mann geäußert. Löw muss sich gut vorbereitet haben.
Leicht ist es sicher nicht in diesen Tagen, über das Können des 19-Jährigen nicht ins Schwärmen zu geraten. Am Tag bevor die Nationalmannschaft zum Testspiel gegen die Ukraine (Freitag, 20.45 Uhr, ARD) nach Kiew aufgebrochen ist, war der kleine Könner aus dem Mittelfeld des deutschen Meisters Borussia Dortmund das Thema bei der Fragerunde mit dem Auswahltrainer. Und Löw wagte es doch glatt, Götze nicht als Wunderspieler zu bezeichnen, sondern er lobte ihn lediglich als Musterschüler.
"Dass er relativ schnell Dinge lernt und umsetzt, das ist seine Stärke", sagte Löw und stellte Götze auf eine Stufe mit anderen jungen Spielern, denen er Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Bescheidenheit attestiert hat. Kein Sonderlob also für Götze aus dem Mund des Bundestrainers, der angekündigt hat, dass der Dortmunder am Freitagabend zusammen mit Mesut Özil im Mittelfeld auflaufen wird.
So viel kreatives Potenzial gab es selten in der Zentrale des deutschen Spiels, und damit sich die beiden Spielmacher in Kiew nicht auf den Füßen stehen, will Löw Götze ein wenig hinter Özil spielen sehen. "Götze kann auch dazwischen spielen", so Löw in seiner typischen Trainerdiktion – zwischen offensivem und defensiven Mittelfeld, meint er wahrscheinlich.
Nachdem Löw Götze schon nicht über den grünen Klee gelobt hat, enttäuschte er die Hamburger Runde ein weiteres Mal. Nein, er habe mit Götze nicht darüber gesprochen, ob es wirklich ernsthaftes Interesse von ausländischen Klubs an ihm gebe, sagte Löw.
Dass vermehrt deutsche Nationalspieler im Ausland bei Topvereinen gefragt seien, das könne er nur begrüßen, meinte der Bundestrainer und erinnerte an die Zeiten, als es gar keinen deutschen Fußballer gab, der für einen europäischen Spitzenverein wirklich interessant gewesen wäre. Das ist noch gar nicht einmal so lange her. Gestern sagte Löw: "Wir können uns Experimente leisten." Götze und Özil gemeinsam aufzubieten etwa. Mal sehen, was Ersterer daraus lernt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau