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■ Das PortraitMarianne Birthler

Die „weichen Politikfelder“ liegen ihr viel näher als die „harten“ wie Wirtschafts-, Finanz- und Außenpolitik. Das sind Machtressorts. Und reine Machtausübung paßt nicht zu Marianne Birthler. Ihre Sache sind mehr die weichen Themen – Sozial- und Umweltpolitik. Diesen Aufgaben will sich die 46jährige als Abgeordnete im Bundestag besonders widmen. Daß sie für Bündnis 90/Die Grünen ins Bonner Parlament einziehen wird, daran besteht seit Sonnabend bestimmt kein Zweifel mehr: Die Delegierten setzten sie auf Platz eins der brandenburgischen Landesliste. Sie ist beliebt. Wenn Marianne Birthler spricht, wird es leise im Saal. Die Menschen hören ihr zu. „Ich habe viel Ermutigung in meinem politischen Leben erfahren“, erzählt sie. Etwa als sie im vergangenen Frühsommer ihr Amt als Bildungsministerin im brandenburgischen Kabinett niederlegte. Gegenüber Manfred Stolpe angesichts seiner Stasiverstrickungen als Kirchenmann in der DDR habe sie nicht mehr loyal sein können.

Die Birthler ist gradlinig. Die gelernte Katechetin wendet sich entschieden gegen die inzwischen weit verbreitete „Schlußstrich-Politik“. Auch Verklärung der DDR- Vergangenheit lehnt sie vehement ab. „Aber wir haben es auch nicht nötig, unser Licht unter den Scheffel zu stellen. Wir haben unter Schwierigkeiten gearbeitet, die der größte Teil unserer westdeutschen Freundinnen und Freunde nicht kennt.“

Foto: Andreas Schoelzel

Eine schmerzliche Erfahrung war für sie der Prozeß des Zusammenschlusses von Bündnis 90 und Grünen, der in Brandenburg von tiefen inneren Zerwürfnissen begleitet war. Daß viele Bündnismitglieder, darunter ihre engsten Weggefährten aus der Bürgerbewegung, diesen Schritt nicht mitgegangen sind, „hat uns sehr geschadet“. Und Birthler hofft, daß das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Ihr politisches Ziel für die nächsten Monate steht bereits fest: „Die Bundesregierung muß abgelöst werden.“ Nicht durch eine Große oder eine sozialliberale Koalition. „Eine reformentschlossene Bundesregierung kann ohne Bündnis 90/Die Grünen nicht zustandekommen“, meint Birthler. Ob sie dann auch einen Ministerinnenposten übernehmen würde? „Ich habe Widerstände darüber nachzudenken“, antwortet sie. Eigentlich aber, möchte sie sich diesen „menschenfressenden Job“ nicht antun. Anja Sprogies

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