Maria Riesch stürzt beim Riesenslalom: Die Dunkelheit im Zielhang
Maria Riesch übersieht beim Riesenslalom eine Bodenwelle und stürzt kurz vor dem Ziel. Beim Slalom am Tag danach tröstet sie ein achter Rang kaum.
OFTERSCHWANG taz Es waren harte Tage für Maria Riesch im Allgäu. Natürlich nicht wegen der Weltcup-Rennen, das ist Routine für die Skirennläuferin. Aber überall warteten Autogrammjäger. Und dann war dann auch noch das Abendessen mit dem Arbeitgeber. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ist zuständig für das Zoll-Skiteam, zu dem Riesch gehört, und hatte deshalb beim alpinen Weltcup in Ofterschwang vorbeigeschaut.
Der Stress lässt sich ganz gut ertragen, wenn die Renn-Ergebnisse stimmen. Aber die haben eben nicht ganz gepasst. Am Ofterschwanger Horn hat Riesch fast das gesamte Repertoire an Gefühlen erlebt. Einmal strahlte sie unter ihrem lila Stirnband, dann musste sie erst Tränen trocknen, ehe sie überhaupt ein Wort herausbrachte. Schließlich ist sie "mittelmäßig froh" nach Hause gefahren.
Der achte Platz im Slalom (einen Rang vor Monika Bergmann) hat sie nicht ganz versöhnt mit dem Ausscheiden am Tag zuvor im Riesenslalom. Mittlerweile sind ihre Erwartungen höher, immerhin hatte sie in dieser Saison in jedem Torlauf das Ziel erreicht und war Anfang Januar schon einmal auf dem Podest gelandet. Dass Maria Riesch eine etwas verhaltene Fahrt im Finaldurchgang zeigte, hatte viel mit dem Riesenslalom am Tag zuvor zu tun. Da hatte sie ihr bestes Saisonresultat in dieser, ihrer schwächsten Disziplin vor Augen, als sie im Zielhang eine Welle übersah und stürzte. Kathrin Hölzl war als Neunte nicht nur die beste Deutsche, sondern auch die Einzige unter den ersten zehn.
Cheftrainer Mathias Berthold hatte am Samstag auf dem Weg runter vom Berg in den Zielraum aus Wut ein paar Hindernisse rüde beiseite geräumt. Nur äußerlich wirkte er ruhig, als er seine sehr pointierte Kritik vortrug. Vielleicht, sagte er, "sind sie noch zu grün hinter den Ohren". Damit meinte er nicht in erster Linie die jüngeren Fahrerinnen wie Viktoria Rebensburg oder Carolin Fernsebner, die als 19. und 27. immerhin Punkte holten, sondern die beiden Arrivierten. Maria Riesch hatte als Grund ihres Fehlers die Lichtverhältnisse genannt - und das passte dem Chef überhaupt nicht. "Es interessiert mich nicht, ob es hell oder dunkel ist. Das Licht war für alle gleich. Wem es zu dunkel ist, der hat da runter nichts verloren." Er weiß vermutlich, dass sich Maria Riesch durch diese öffentliche Schelte nicht verunsichern lässt. Allerdings gibt sie zu, dass sie ungewöhnlich aufgeregt war vor dem zweiten Durchgang. "Ich wollte doch nicht schon wieder ausscheiden."
Dass es Maria Riesch nicht nur genervt hat, schon zum dritten Mal in diesem Winter im Riesenslalom nicht ins Ziel gekommen zu sein, zeigte ihre Reaktion am Samstag. "Die verlorenen Punkte tun sehr weh", bekannte sie. Die verlorenen Punkte im Kampf um den Gesamtweltcup, über den sie nur sehr widerwillig spricht. Denn die Konkurrenz ist am Wochenende davongezogen. Die Österreicherin Nicole Hosp hat nach den Plätzen zwei im Riesenslalom und drei im Slalom nun schon einen komfortablen Vorsprung von 154 Punkten. Am Sonntag fiel Riesch gar auf den vierten Platz zurück. Marlies Schild schob sich durch ihren Torlaufsieg an Therese Borssen aus Schweden vorbei. "Aber der Vorsprung kann ganz schnell schmelzen, wenn man sich eine Nullnummer erlaubt", sagt Hosp. Das hatte sie am vergangenen Wochenende in Cortina feststellen müssen, als sie im Super-G ausschied und Maria Riesch plötzlich wieder ganz nahe rückte.
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