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„Marathon-Man“

■ betr.: „Er läuft, läuft und läuft nun als Marathonmann“, taz vom 11. 4. 98

„Wenn er etwas, tut, dann aber richtig, richtig übertrieben“, schreibt Wolfgang Kraushaar in seiner Lobschrift über den „Marathon-Man“ Joschka Fischer. Ziemlich übertrieben ist es tatsächlich, wenn Fischer seine neue Obsession ausgerechnet beim Shell-Marathon in Hamburg am 19. April ausleben muß. („Hanse-Marathon“, lieber Wolfgang Kraushaar, hat diese Massenselbstkasteiung nämlich die längste Zeit geheißen, aber 1998 steht auch drauf, was drin ist).

Nun ist Fischer ja im Nebenberuf noch Chef der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, jener Fraktion also, die nun schon seit Jahren immer wieder auf die Machenschaften des Hauptsponsors und nun auch Namensgebers des Hamburger Marathons aufmerksam macht. Zumindest in Nigeria läßt der Name „Shell“ nämlich nicht Marathon-Herzen höher schlagen, sondern bringt zahllose Menschen nach wie vor in Wut und Angstschweiß. [...] Kraushaar weiß davon offenbar nichts, und Möchtegern-Außenminister Fischer hat's scheinbar schon wieder vergessen. So wird er denn wohl am Sonntag nicht nur für sich, sondern mit dem entsprechenden T-Shirt auch für Shell Reklame laufen. Mir wird übel. Thomas Mösch, Arbeitskreis

Nigeria/Aktion Ogoni Hamburg

betr.: „42 Kilometer Straßenkampf“, taz vom 16. 4. 98

Würde man den Artikel über Fischers ersten Marathonlauf-Versuch ernst nehmen, müßte man ihn als unangenehmes Stück aufgeblasenen Gefälligkeits-Journalismus bezeichnen! (Bin selber Jogger und arbeite mich seit acht Jahren an die Marathon-Distanz ran, immer im verzweifelten Kampf nicht nur gegen die Schwerkraft, sondern auch gegen Lucky Strike; bin also, zugegeben, grün vor Neid).

[...] Ein deutliches bißchen Mehr an Ironie hätte dem Artikel seinen Geschmack von Wahlkampf genommen und ihn tauglich gemacht für die gute alte Wahrheitsseite. Waldo Ellwanger, Oldenburg

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