Maoisten-Attacke in Indien: Mehr als 70 tote Polizisten
Mindestens 70 Polizisten sind von militanten Maoisten in Indien getötet worden. Indiens Ministerpräsident bezeichnete die Maoisten als größtes Problem für die Innere Sicherheit des Landes.
DELHI taz | Am Dienstagmorgen haben annähernd tausend bewaffnete maoistische Rebellen einen indischen Polizeitreck mit 120 speziell für den Guerillakampf ausgebildeten Polizisten angegriffen. Es war die bislang tödlichste Attacke in dem seit Jahrzehnten währenden Kampf zwischen Rebellen und Polizeitruppen. 75 Polizisten wurden bis zum Abend tot geborgen, 8 entkamen. Die Behörden erwarteten ein weiteres Ansteigen der Opferzahl. Von Opfern aufseiten der Maoisten war nicht die Rede. Indiens Innenminister P. Chidambaram sagte hinterher: "Etwas muss furchtbar schiefgelaufen sein."
Der Angriff fand im entlegenen Süden des zentralindischen Bundesstaats Chhattisgarh statt. Seit den 90er-Jahren kämpfen die Rebellen hier für die Landrechte der Ureinwohner, der so genannten Adivasis. Zahlreiche der früheren Waldbewohner haben sich inzwischen mit den Rebellen verbündet. Anlass war die Landnahme der Behörden für große private Bergbauprojekte.
Ähnliche Konflikte gibt es heute in über einem Drittel der 28 indischen Bundesstaaten, in dem die Maoisten aktiv sind. Bereits seit 2005 bezeichnet die Zentralregierung in Neu-Delhi die Maoisten als "größte innere Sicherheitsbedrohung" des Landes. Doch erst in diesem Herbst startete eine Großoffensive der Polizei gegen die Rebellen unter dem Namen "Operation Grüne Jagd".
Dem Angriff vom Dienstag waren weitere vorausgegangen. Vor wenigen Tagen starben 11 Mitglieder einer Polizeispezialeinheit im Bundesstaat Orissa bei einem Bombenangriff. Zwei Monate zuvor überfielen Maoisten ein Polizeilager in West-Bengalen und töteten 24 Polizisten. Doch selten zuvor griffen die Maoisten gleich mit tausend Mann einen Polizeitrupp an. Es zeuge von ihrem "militärischen Selbstbewusstsein", meinten indische Kommentatoren.
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