piwik no script img

Mann geht hinaus, frau bleibt zuhaus'

■ Berufstätige Frauen werden auf die Arbeitsmarkt-Reservebank zurückgedrängt

Schwerin/Berlin (taz) — Der Übergang zur Marktwirtschaft ist für die 2,1 Millionen EinwohnerInnen des nordöstlichen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern besonders schwer. Vor der Wende konzentrierte sich ein großer Teil der Arbeitsplätze auf die jetzt krisengeschüttelte Schiffbauindustrie (23 Prozent) sowie die ebenfalls zusammenbrechende Land- und Forstwirtschaft (19 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern waren im Februar dieses Jahres 179.845 Menschen arbeitslos gemeldet, darunter 102.873 Frauen (57,2 Prozent). Insgesamt fanden im Februar 7.090 Arbeitslose in Mecklenburg-Vorpommern über das Arbeitsamt einen neuen Job. Die Vermittlungsquote der Frauen lag bei 43,7 Prozent. Frauen werden also eher arbeitslos und finden seltener eine neue bezahlte Beschäftigung.

Das gilt auch für die Vermittlung von ABM-Stellen: Lediglich 36,9 Prozent beträgt der Frauenanteil an diesen Beschäftigungsverhältnissen, die im nördlichsten neuen Bundesland derzeit insgesamt 55.735 Menschen vor Arbeitslosigkeit bewahren. Insgeamt standen nach einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im vergangenen Juli 875.000 Mecklenburger und Vorpommerinnen in Lohn und Brot, neuere Statistiken über die Zahl der vorhanden Arbeitsplätze gibt es nicht.

Zu DDR-Zeiten waren 86 Prozent der Frauen in Mecklenburg-Vorpommern berufstätig, heute liegt ihre Erwerbsquote bei 48,9 Prozent. ExpertInnen gehen davon aus, daß diese Quote weiter sinken wird — auf das Niveau des Vergleichs-Bundeslandes Schleswig-Holstein: Dort gehen 44 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter einer bezahlten Tätigkeit nach.

Besonders aus der Landwirtschaft werden Frauen verschwinden: 1989 waren 14,5 Prozent der erwerbstätigen Frauen in diesem Wirtschaftssektor beschäftigt; in Schleswig-Holstein sind es lediglich 1,3 Prozent.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen