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Manipulation - betr.: "Sieben Sekunden lang Maul halten", taz vom 19.9.1996

Betr.: „Sieben Sekunden lang Maul halten“, taz hamburg vom 19.9.96

Es mag ja zutreffen, daß keinE Transrapid-GegnerIn die Rothenburgsorter Ausstellung der MPG besucht hat. Für die Ausstellungen in Mümmelmannsberg und Allermöhe trifft dies nachweislich nicht zu, und eine Verpflichtung, sich ins Gästebuch einzutragen oder die eigene Einstellung zum Transrapid Herrn Schmidtke gegenüber offenzulegen, gibt es nicht! Vor dem Abdruck der Aussage des MPG-Mitarbeiters „die (GegnerInnen) würden sich nicht die Mühe machen und die Ordner durchgehen“, wäre es meiner Meinung nach aber angezeigt gewesen, bei einigen GegnerInnen, die auch der taz-Redaktion bekannt sind, nachzufragen, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen.

Es ist mitnichten so, daß die Transrapid-GegnerInnen sich keine Mühe machen: Die Hamburger Bürgerinitiativen gegen Transrapid arbeiten eng mit den Naturschutzverbänden (BUND, NaBu etc.) zusammen. Eine Vielzahl von Aktiven ist seit über vier Wochen damit beschäftigt, die zehn Ordner mit Planungsunterlagen, die den Verbänden zugestellt wurden, durchzuarbeiten und die Hamburger Unterlagen mit denen der Nachbarländer zu vergleichen. Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist einerseits die Erarbeitung gemeinsamer Stellungnahmen zu diesem Verfahren, die dem Senat vorgelegt werden sollen, und andererseits die kritische Information der Öffentlichkeit, was in einer Reihe von Veranstaltungen in den letzten Wochen geschehen ist.

Herrn Schmidtkes Behauptung, daß der Transrapid eine beschlossene Sache wäre, mag wohl seinen Träumen entsprechen, nicht aber den Tatsachen. Einzig die Durchführung der Raumordnungsverfahren ist beschlossen. Die Entscheidung, ob der Bau begonnen wird oder nicht, hat sich die Bundesregierung für das Jahr 1997 vorbehalten. Bis dahin ist eine genauere Trassenplanung und eine verbesserte Wirtschaftlichkeitsrechnung vorzulegen. Die ständige Wiederholung der Behauptung, der Transrapid sei beschlossen, dient in meinen Augen dazu, die Öffentlichkeit in Richtung „es ist eh nichts mehr zu ändern“ zu manipulieren, um den Widerstand zu entkräften.

Dr. Karl-Heinz Karch (Billstedter BürgerInnen gegen Transrapid)

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