piwik no script img

Mandela trifft de Klerk

Der ANC-Vize spricht am Donnerstag mit dem südafrikanischen Präsidenten über Gewaltwelle / Differenzen mit ANC zugegeben  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Nelson Mandela, Vizepräsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), hat sich gestern bemüht, Friedens und Verhandlungsinitiativen in Südafrika aufrechtzuerhalten, nachdem er das für gestern geplante Friedenstreffen mit Zulu -Führer Mangosuthu Buthelezi abgesagt hatte. Am Sonntag hatte Mandela bekanntgegeben, daß er am Donnerstag mit Südafrikas Präsident Frederick de Klerk zusammentreffen wolle, um über landesweite Gewaltausbrüche zu sprechen. Die für nächste Woche vorgesehenen ersten direkten Gespräche zwischen ANC und Südafrikas Regierung waren vom ANC abgesagt worden.

In der Gegend um die Stadt Pietermaritzburg sind in der letzten Woche mehr als 50 Menschen in blutigen Kämpfen zwischen Mitgliedern der Vereinigten Demokratischen Front (UDF), die dem ANC nahe steht, und Anhängern von Inkatha ums Leben gekommen. Ursprünglich wollte Mandela gestern gemeinsam mit Buthelzi bei einer Großversammlung in dem Gebiet zu Frieden aufrufen. Doch die Versammlung wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt, nachdem UDF-Führer Mandela gewarnt hatten, daß der Versammlungsort in einem von Inkatha kontrollierten Gebiet liege.

Auch Erwartungen, daß Mandela bei seinem zweitägigen Besuch in Natal privat mit Buthelzi zusammentreffen werde, wurden enttäuscht. ANC-Sprecher sagten gestern, daß ein solches Treffen nicht vorgesehen sei. Buthelezi hatte am Wochenende gemeinsam mit Adriaan Vlok, dem Minister für Recht und Ordnung, das Krisengebiet besucht. Danach kündigte Vlok den Einsatz zusätzlicher Polizisten in dem Gebiet an. Auch der Rückzug schwarzer Soldaten wurde angekündigt, nachdem Buthelezi sich beschwert hatte, daß schwarze Soldaten auf Seiten der UDF in die Kämpfe eingegriffen hätten. Die UDF hat andererseits wiederholt Belege vorgelegt, daß die Polizei Inkatha unterstützt.

Mandela, der am Sonntag in Port Elizabeth vor etwa 500.000 Menschen sprach, gab zu, daß es Differenzen zwischen ihm und anderen ANC-Führern gäbe. Die Absage der ersten Gespräche zwischen ANC und Regierung war vom ANC mit der Erschießung von mehr als 15 Menschen bei einer friedlichen Demonstration letzte Woche in der Nähe von Johannesburg begründet worden. Beobachter hatten jedoch vermutet, daß Differenzen innerhalb des ANC über den Wert von Verhandlungen mit der Regierung und über die Zusammensetzung der ANC-Delegation zu der Absage geführt hätten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen