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„Manchester-Kapitalismus“ in Nordhessen

■ Belegschaft der Fertigungs- und Montagefirma Messer in Heringen zum Hammelsprung bei der Abstimmung über zehn Prozent Lohnkürzung gezwungen

Frankfurt/Main (taz) – „Sie haben die Methoden der täglichen Erpressung und des ,Manchester- Kapitalismus‘ wieder zum Alltag für ihre Beschäftigten und Betriebsräte gemacht.“ Mit einem offenen Brief an den Geschäftsführer der Firma Messer im nordhessischen Heringen-Lengers reagierten der Bevollmächtigte der IG- Metall-Verwaltungsstelle in Bad Hersfeld, Schaumburg, und der DGB-Kreisvorsitzende Lanzendörfer gestern auf den „dümmlichen Kampf der Unternehmensführung gegen Belegschaft, Betriebsrat und tarifliche Rechte“.

Bei Messer war von der Belegschaft Ende Januar eine von der Geschäftsführung ultimativ geforderte Lohnkürzung um vorläufig zehn Prozent mehrheitlich angenommen worden. Schließung des Montagewerkes in Heringen-Lengers oder Akzeptieren der Lohnkappung – das waren die von Geschäftsführer Hepke auf einer Betriebsversammlung vergangene Woche vorgestellten „Alternativen“. Wer von den rund 90 anwesenden MitarbeiterInnen die Lohnkürzung akzepierte, durfte sitzenbleiben – der Rest konnte durch die Tür nach draußen gehen. Exakt 75 Beschäftigte von Messer blieben auf ihren Stühlen sitzen.

„Das war eine Abstimmung wie in der DDR“, wetterte nach dem „Hammelsprung“ der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Bad Hersfeld, Hajo Rübsam. Und auch der Betriebsrat sprach von der schamlosen Ausnutzung der hoffnungslosen Arbeitsmarktlage in der Region durch die Unternehmensführung von Messer. Weil noch einmal rund 100 Beschäftigte von Messer als Montagearbeiter auf Baustellen in der gesamten Republik arbeiten, reisen Dr. Hepke und seine Manager zur Zeit quer durch Deutschland, um den Monteuren – mit Verweis auf die Abstimmung im Montagewerk – eine Lohnkürzung um 6 Prozent abzuhandeln.

Für die Gewerkschaftsführung in Nordhessen spielt die Unternehmensführung von Messer „offenbar eine Vorreiterrolle“ für die Arbeitgeberverbände. Ultimativ forderte die IG Metall deshalb die Unterlassung der „erpresserischen Methoden der Leistungsverweigerung und der Rechtsbeugung“ und drohte mit der Gegenwehr aller Beschäftigten, Betriebsräte und Personalräte der Region. Noch sei man bei der IG Metall zum „konstruktiven Dialog“ bereit – aber nur, wenn Messer umgehend zu einem „zivilisierten und sozialverträglichen Verhalten“ zurückkehre. Klaus-Peter Klingelschmitt

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