: Man hört wenig aus dem Knast…
Damit sich das ändert, gibt es jetzt das „Knastradio“. Thema der nächsten Sendung: falsche Drogen
Bremen taz ■ Am Dienstag um 19.05 Uhr geht das Knastradio zum zweiten Mal auf Sendung. Jede Woche um diese Zeit gibt es jetzt Infos und Diskussionen rund um den Knastalltag. Wer dann den offenen Kanal einschaltetet, „hilft mit, die Mauer zwischen JVA und Öffentlichkeit zu durchbrechen“, sagt Bernhard Stoevesandt, der sich zusammen mit anderen Freiwilligen in den Kopf gesetzt hat, das Leben und die Welt der Häftlinge auch jenseits der Gefängnismauern ein bisschen präsenter zu machen. „Die Idee hinter dem Projekt ist, den Leuten draußen zu zeigen, dass die Leute da drinnen nicht anders sind, als sie selbst“, erklärt er. In der einstündigen Sendung sollen Beiträge über und von Häftlingen laufen, Musikwünsche und Grußworte können eingereicht werden.
Morgen geht es vor allem um das Betäubungsmittelgesetz. „Ganz viele der Häflinge sind weggesperrt worden, weil sie die falschen Drogen nehmen“, begründet Stoevesandt denThemenschwerpunkt. Gemixt mit Musik von New Model Army und Iggy Pop gibt es Interviews und Diskussionen. Was bisher weitgehend fehlt, sind Stimmen von den Häftlingen selber. Und so bald wird es sie wohl auch nicht geben – es sei denn, jemand da drinnen treibt einen Kasettenrekorder mit Mikrophon auf und bespricht ein Tape. Denn eine Radioausrüstung besitzt die JVA nicht. „Nicht so schlimm“, sagt Stoevesandt: „Es reicht auch, wenn wir Briefe bekommen. Die werden dann vorgelesen.“ Bislang aber sei das Projekt im Knast kaum bekannt.Und das, obwohl es seit November in der Mache ist. „Die Kommunikation ist extrem schwierig“, bedauert Stoevesandt. Per Brief war zwar längst Kontakt zwischen der Radiotruppe draußen und den Redakteuren der Knastzeitung „Diskus“ drinnen entstanden. Ein Treffen aber gab es bis heute nicht. „Wir werden regelmäßig von Justizbehörde und JVA-Leitung vertröstet“, sagt Stoevesandt. Die würden das Projekt grundsätzlich unterstützen, so die Pressesprecherin, „aber im Moment haben wir keine Zeit dafür, wir sind vollauf mit der Verlegung der JVA beschäftigt.“
So bleibt unklar, wann das Knastradio so richtig durchstarten kann. Ein Highlight gab es aber schon bei der ersten Sendung: den Müllarrest-Rap. „Weil jemand Abfall aus dem Fenster geschmissen hat, bekam der gesamte Block eine Woche lang Zellenarrest. Einer der Häftlinge hat die Zeit genutzt, um aus dem Thema einen Rap zu machen“, freut sich Stoevesandt. Dieser eine fand irgendwo einen Rekorder und schickte das Lied per Tape. Stoevesandt hofft, er findet bald mehr in dem Stil in seinem Briefkasten. ahl
Redaktion: AKAG, Sielwall 38, 28203 Bremen