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Mall-Gate in Bremen-VegesackHaven Höövt ist illegal

Die Verkaufsfläche des insolventen Bremer Haven Höövt ist doppelt so groß wie genehmigt

Viel zu groß, auch im historischen Maßstab des Hafenbeckens: das Haven Höövt in Bremen-Vegesack Foto: Wikimedia

BREMEN taz | Bauunternehmer wissen, was sich gehört: Bei der Grundsteinlegung für das Einkaufszentrum „Haven Höövt“ am historischen Vegesacker Hafen überreichte der Investor Frank Albrecht dem damaligen Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer einen Scheck in Höhe von 30.000 Euro. Albrecht, der Chef der „Albrecht Vermögens-Verwaltung“ (AVW), wollte offenbar seiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen. Ortsamtsleiter Kammeyer, heute im Bremer Rathaus zuständig für die „Rechts- und Fachaufsicht der bremischen Ortsämter“, nahm den Scheck in aller Unschuld dankbar an. Was damals, im Jahre 2001, nicht in der Zeitung stand: Der Bauherr plante doppelt so groß als nach dem Bebauungsplan vorgesehen.

11.500 Quadratmeter Verkaufsfläche steht dort, und die Zahl war das Ergebnis verschiedener Gutachten und Abwägungsverfahren. Insbesondere die Einzelhändler in der Vegesacker Fußgängerzone fürchteten die neue Konkurrenz. Als das Haven Höövt 2003 eröffnet wurde, ist offenbar niemandem aufgefallen, dass es doppelt so groß war. Als im Jahre 2009 das Centermanagement wechselte, teilte das Haven Höövt selbst stolz mit, es verfüge über „rund 35.000 Quadratmeter Mietfläche“ – das entspricht etwa 24.500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Getoppt wird das Zahlenspiel nur von der eigenen Website des Haven Höövt: „Die Verkaufsfläche des Haven Höövt umfasst ca. 28.500 Quadratmeter“, steht da stolz – das geltende Baurecht scheint niemanden ernsthaft zu interessieren.

Nun ist das alles Theorie. Seit dem Jahre 2012 ist das Haven Höövt insolvent, immer mehr Ladenflächen stehen leer. Aufgefallen ist der rechtswidrige Zustand, als die interessierte Immobiliengesellschaft Rosco beim Insolvenzverwalter anfragte, ob die Verkaufsfläche nicht erweitert werden könnte. Der Blick in die Akten zeigte dann, dass selbst die derzeit realisierte Fläche keine rechtliche Grundlage hat. Auch für einen neuen Besitzer gilt Bestandsschutz – aber wenn er anfängt, Umbauten vorzunehmen, muss er den Bebauungsplan respektieren. Falls das jemanden interessiert.

Ohne Umbau kommt das zwölf Jahre alte Einkaufszentrum aber nicht wieder auf die Beine, darin sind sich die Experten einig. Vielleicht ist das eine Chance, neu über das Objekt nachzudenken, schrieb der derzeitige Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt jetzt an den Stadtplanungs-Senator: Einige der Geschäfte, die das Haven Höövt verlassen haben, hätten sich in der Fußgängerzone Vegesacks angesiedelt. Dort gibt es positive Entwicklungen. Eine Verkleinerung des Haven Höövt erscheint daher keine schlechte Option für Vegesack. Dornstedts ganz private Meinung: Man könnte in der zweiten Etage des Haven Höövt schicke Wohnungen einrichten – mit Blick auf den alten Hafen und die Weser.

Soweit ist aber der Stadtplanungssenator noch nicht. Zunächst muss in den Akten der Schuldige für das Desaster gesucht werden. Die Antikorruptionsstelle soll eingeschaltet werden. Die Frage steht im Raum, ob es auch Parteispenden von Albrecht gegeben haben könnte, denn nicht nur Ortsamtsleiter und Bauamt Bremen-Nord mussten ja beide Augen zudrücken.

Strafrechtlich sind die Vorgänge verjährt, aber wenn der Londoner Immobilienfonds „Capital Asset Services”, der Albrecht das Haven Höövt abgekauft hat, nun behauptet, er sei getäuscht worden über das genehmigte Potenzial des Objektes, dann kann es komplizierte Schadensersatzprozesse geben. Frank Albrecht wird sich sicherlich erinnern, wer ihm damals die Zusage gegeben hat, er könne größer bauen als im Bebauungsplan genehmigt. Die Stadt hat nach dem Haven Höövt ihm Übrigen die „Markthalle“ auf dem Sedanplatz anvertraut – mit 1,9 Millionen Euro Finanzspritze.

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