Major League Baseball: Außenseiter holt Titel
Erster Titel nach 28 Jahren: Philadelphia Phillies besiegen den Fluch des William Penn und werden Baseball-Meister.
Warum rauben Menschen eine Bank aus? Doch wohl sicher nicht, um in den nächsten Sportartikel-Laden zu gehen und sich einen Sportdress der Philadelphia Phillies zu kaufen! Ein allzu enthusiastischer Fan des Baseball-Teams hat genau das jedoch getan - vor dem fünften Spiel zwischen seinem Team und den Tampa Bay Rays um die World Series.
Die Polizei hat ihn schnell verhaftet. Was er verpasst hat: Die Philadelphia Phillies wurden erstmals seit 1980, dem bisher einzigen Titelgewinn, Meister der Major League Baseball. Mit dem vierten Sieg (4:3) im fünften Spiel der Best-of-Seven-Serie.
Die 43.647 Zuschauer (minus Bankräuber) mussten sich gedulden mit dem Jubel. Am Montag war die Partie wegen Dauerregens abgebrochen worden. 50 Stunden danach gelang Pedro Feliz der entscheidende Homerun im siebten Inning. Der neben MVP Cole Hamels überragende Pitcher der Phillies, Brad Lidge, verpasste den Rays den finalen Strikeout.
"Dieses Ding hier ist für euch und für Philadelphia", brüllte Phillies-Trainer Charlie Manuel in die Stadionmikrofone und stemmte die Trophäe in die Höhe. Der Manager der Rays, Joe Maddon, sagte: "Sehr wenige in der Baseball-Welt hätten vermutet, dass wir überhaupt so weit kommen könnten."
Der bessere Außenseiter hat also den Titel gewonnen. Die Rays, erst vor elf Jahren gegründet, waren 2007 noch das schwächste Team der Liga. Doch 2008 haben sie auf dem Weg ins Finale die Liga-Größen New York Yankees in der Vorrunde und die Boston Red Sox im Halbfinale geschlagen.
Auch die Phillies waren eher schmachvolle Außenseiter: In der vergangenen Saison kassierten sie die 10.000 Niederlage in ihrer 126-jährigen Geschichte - so viele wie kein anderes Team im US-Profisport.
Doch jetzt haben die Phillies ihre Stadt sogar vom Fluch des William Penn befreit. Seit 25 Jahren hat kein Philadelphia-Team mehr einen Titel gewonnen (zuletzt die 76ers im Basketball). Denn vor 25 Jahren haben die Stadtoberhäupter beschlossen, den Bau eines Hochhauses zu genehmigen, das höher ist als die Statue des Gründervaters William Penn an der Rathausspitze.
Der Bruch mit dem ungeschriebenen Gesetz, glaubten die Einwohner, zog den Fluch der Erfolglosigkeit nach sich. Pitcher Lidge frohlockte denn auch nach dem Titelgewinn: "Das ist unglaublich, die Fans hier sind unglaublich." Und manchmal rauben sie für ihr Team sogar eine Bank aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!