Männerrechtler will Frauenhäuser schließen: Gegen die "Welt des Männerhasses"

Der Bremer Männerrechtler Gerhard Amendt will die Frauenhäuser abschaffen: Dort manövriere man mit "antipatriarchaler Kampfrhetorik" verwirrte Frauen "in die Opferposition".

Noteinrichtung oder Hort der Parteilichkeit? Frauenhaus in Berlin. Bild: dpa

In Frauenhäusern pflegen "Ideologinnen" ihren "Männerhass", der ihnen "narzisstische Hochgefühle" beschert. Mit ihrer "antipatriarchalen Kampfrhetorik" manipulieren sie "in schwer erträglicher Atmosphäre" verwirrte ratlose Frauen "in die Opferposition" hinein. Der Männerrechtler und Soziologe Gerhard Amendt, von der Uni Bremen, fordert konsequenterweise die Abschaffung dieser "Welt des Männerhasses". So stand es vorige Woche in der Welt. "Frauenhäuser abschaffen?", fragt seitdem die Online-Ausgabe und lässt seine derart informierten Leser abstimmen. Am Sonntag waren noch 40 Prozent dafür, am Montag nur noch 25.

Einen Artikel, der die Behauptungen Amendts auf ihre Stichhaltigkeit überprüft, sucht man in der Welt vergebens. Er selbst verweist auf ein wissenschaftliches Gutachten, das die Lage der Frauenhäuser in Thüringen untersucht hat. Das aber kommt zu dem entgegengesetzten Schluss: "Es dürfte deutlich geworden sein, dass die Frauenhäuser im Bereich des Gewaltschutzes eine nicht unerhebliche Aufgabe erfüllen", heißt es dort. Hätten nur 10 Prozent der Beratungen im Frauenhaus weitere Gewalttaten verhindert, hätte der Staat 16 Millionen Euro gespart, meinen die AutorInnen, darunter der Männerforscher Peter Döge. Allerdings mahnen sie an, dass nur die wenigsten Frauenhäuser eine durchgehende Supervision hätten. Aber nicht weil sie ihren Männerhass pflegen, sondern weil sie chronisch unterfinanziert sind.

Unterschlägt die "Parteilichkeit" der Mitarbeiterinnen, dass auch Frauen gewalttätig sein können und ihren Anteil an der Entstehung des Konflikts haben? Die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen im Frauenhaus sind andere: "Das Gegenteil ist der Fall: Die meisten Frauen geben sich selbst die Schuld an der Gewalt", beschreibt es Veronika Nawrath von der Koordinierungsstelle der Frauenhäuser, die in den Wohlfahrtsverbänden organisiert sind.

Womit Gerhard Amendt recht hat: Die Frauenhäuser sehen ihre Aufgabe nicht darin, Familienkonflikte zu therapieren. Auch in Döges Gutachten wird bemängelt, dass die "Parteilichkeit" der Mitarbeiterinnen eine Arbeit mit Männern meist verhindere. Allerdings sehen die Frauenhäuser darin nicht ihre Aufgabe: Es sind reine Noteinrichtungen. Für eine weitere Bearbeitung des Familienkonflikts verweisen sie Männer an Männerberatungen und die Familie an Familienberatungen. Sie selbst nehmen einfach nur Frauen und Kinder auf, die kommen oder die die Polizei bei ihnen abliefert, weil sonst die Gewalt zu Hause weiterginge - ganz egal, welchen Anteil wer persönlich gerade daran hat. Es sind etwa 20.000 pro Jahr. Wohin sollen die gehen, wenn Frauenhäuser aufgelöst werden? In Nordrhein-Westfalen sind 2007 196 Betroffene in Frauenhäuser geflüchtet, die zwangsverheiratet werden sollten. Wohin hätten die gehen sollen? Gerhardt Amendt hat eine Antwort: Beratungsstellen sollen "in Notfällen Männer wie Frauen mit Kindern vorübergehend sicheren Aufenthalt bieten". Genau das tun sie heute schon: Sie bringen Frauen mit Kindern in Frauenhäuser. Was fehlt, ist das Pendant für Männer - und eine ordentliche Finanzierung für beides.

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