Männerhaus: Raus, bevor es knallt
■ Bundesweit erste Zufluchtsstelle für Männer in Oldenburg gegründet
Wenn es zu Hause kracht und kriselt, kann räumliche Distanz eine gewaltfreie und überlegte Auseinandersetzung ermöglichen. So hoffen jedenfalls die Mitglieder des Vereins „Männer-(Wohn-)Hilfe“, die am Dienstag in Oldenburg die bundesweit erste Zufluchtsstätte für Männer eröffnet haben. Die taz sprach mit dem Vorsitzenden Wolfgang Rosenthal.
taz: Wer steckt hinter der „Männer-(Wohn-)Hilfe“?
Wolfgang Rosenthal: Wir sind zehn Männer, die allesamt schon lange in verschiedenen Männerprojekten in Oldenburg arbeiten. Aus Erfahrungen mit Männerprojekten und aus persönlichen Erlebnissen wissen wir, wie problematisch Trennungen auch für Männer ablaufen können. Also haben wir uns gedacht: Da muss man mal was machen.
Was wollen Sie Männern anbieten?
Eine kostengünstige Möglichkeit, sich räumlich zurückzuziehen. Bei Konflikten zwischen Partnern geht es ja häufig um die Machtfrage: Wer geht, wer darf bleiben? Wir wollen mit der Männerwohnung einen Freiraum schaffen. Zum Nachdenken, zum Verarbeiten – und zum Planen der Zukunft. So können Konflikte entschärft werden, bevor die Situation zu Hause eskaliert.
Gibt es einen Therapeuten, der die Bewohner berät?
Nein, und ich glaube das wäre auch kein Konzept, das Männer anspricht. Unsere Hilfe ist sehr konkret und praktisch, so finden wir besser Zugang zu Männern. Aber wer therapeutische Hilfe möchte, den können wir natürlich weiter vermitteln.
Wo sehen Sie Unterschiede zu Frauenhäusern?
Für Frauen ist der Weg ins Frauenhaus meist mit einer Flucht verbunden. Die meisten werden ins Frauenhaus geprügelt, um das mal so ungeschönt auszudrücken. Zu uns kommen die Männer sicherlich eher auf freiwilliger Ebene. Deshalb ist auch eine Eigenbeteiligung von 60 Euro pro Woche zu leisten.
Darf jeder Mann einziehen?
Einige Beschränkungen gibt es schon. Der Mann sollte mindestens 25 Jahre alt sein und seinen Alltag selbst bewältigen können. Wir wollen schließlich Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Noch steht die Männerwohnung leer, gab es schon Bewerbungen?
Gerade heute habe ich die erste Anfrage bekommen, allerdings von einer Mutter: ihr Sohn habe Beziehungsprobleme. Zu ihr könne er aber nicht mehr zurück, sie sei schließlich bereits 82 Jahre alt und lebe in einer kleinen Wohnung. Ich habe gesagt, dass er bestimmt zu uns kommen kann. Aber melden muss er sich schon selbst. Fragen: A. Götsch
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